Exotica statt Liebe

«Seismographic Sounds – Visionen einer neuen Welt» vermengt im Aarauer Forum Schlossplatz pointierte und kontroverse Musikvideos und Soundkunst aus 50 Ländern zu einer spannenden Vision.

Hör- und Sehröhre. Fotos: norient.com

«Seismographic Sounds – Visionen einer neuen Welt» nennt sich die Ausstellung im Aarauer Forum Schlossplatz. Sie macht ihrem Titel bereits hinter der ersten Türe alle Ehre: Wer diese öffnet, sieht sich einer fast zwei Meter breiten LED-Wand gegenüber, auf der Szenen aus Afrika, Surfboard-Sequenzen oder küssende Lippen sich in rascher Abfolge – und durchaus lautstark – die Hand geben. Es ist ein erster Blick hinter die Kulissen des aktuellen globalen Musikschaffens.

Titelbild der Ausstellung.

Entstanden ist der Gedanke zu «Seismographic Sounds» vor rund anderthalb Jahren, auf Anregung von Anna Bürkli, Co-Kuratorin des Solothurner Künstlerhauses S11. Dort hätte die Ausstellung ursprünglich auch Vernissage feiern sollen, doch: «Die Idee ist immer weiter gewachsen und benötigte bald mehr Platz, als das S11 bieten konnte», sagt Thomas Burkhalter, der die Schau gemeinsam mit Theresa Beyer und Hannes Liechti entwickelt hat – in Zusammenarbeit mit ihrem internationalen Netzwerk Norient.

Im Mittelpunkt der Ausstellung auf gut 200 Quadratmetern stehen pointierte, schrille und kontroverse Musikvideos, Tracks und Soundkunst aus über 50 Ländern. Es seien wagemutige Werke, die abseits gängiger gesellschaftlicher Normen entstanden seien, erläutert Burkhalter. «Das Ergebnis ist eine Mischung aus unserer Sichtweise und jener von 250 Journalisten, Bloggerinnen oder Wissenschaftlern.» Nach und nach hätte man immer mehr Material aus so verschiedenen Ländern wie Bolivien, Israel oder Ghana zugesandt erhalten, mitunter gar ungefragt. Die Qualität des Eingereichten sei erstaunlich hoch gewesen, sagt Burkhalter und Beyer ergänzt: «Das Projekt bestätigte unser Gefühl, dass es auf der ganzen Welt unzählige Musikerinnen und Musiker gibt, die sich mit viel Wissen und grosser Dringlichkeit in neuen künstlerischen Formaten ausdrücken.»

Damit «Seismographic Sounds» entstehen konnte, sei es für die Macher nötig gewesen, bis an die persönlichen Grenzen zu gehen und die Rollen als Projektleiter, Kuratoren, Fundraiser und Redaktoren in sich zu vereinen. «Bis zu 100 Mails täglich waren die Norm», erinnert sich Beyer. Bemühungen, die fruchteten und einer Collage gleichkommen, die unter der Oberfläche schürft und neue Tendenzen in der Musik aufzeigt. «Es gilt etwa vom Bild wegzukommen, dass afrikanische Künstler unbedingt auf den angloamerikanischen Markt vorstossen wollen», betont Burkhalter. Heutzutage sei es für viele Musiker mitunter lukrativer, sich in der Heimat durchzusetzen.

Audiovisuelle Gesamtkomposition

Anhand der sechs Themen Money, Loneliness, Desire, Exotica, War und Belonging haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, die Ausstellung als audiovisuelle Gesamtkomposition zu erfahren. Laut Beyer hätten sich diese thematischen Schlaglichter beim Begutachten der rund 2000 Clips herauskristallisiert. Dass das Motiv der romantischen Liebe weniger häufig als die genannten fiel, hat die beiden Kuratoren allerdings selbst überrascht.

Würde man sich jeden Schnipsel von «Seismographic Sounds» zu Gemüte führen, dann würde es rund acht Stunden in Anspruch nehmen, bis alles gesehen und gehört ist. Eine Fülle, die dem Besucher ein ausführliches Eintauchen erlaubt. In mehreren Kinoboxen, die für eine Handvoll Zuschauer Platz bieten, lassen sich Videos wie jenes von Bad Copy verfolgen. Die Serben verschmelzen harten Rap mit Bildern, die bürgerkriegsgeplagte Kinder mit dicken Knarren und harten Gesichtern zeigen. Nicht ganz so offensichtlich um Waffenkämpfe dreht sich «La Bala» von Los Tigres Del Norte aus Mexiko. Deren Clip beginnt familiär, endet aber im Bandentod. Leichtgewichtigeres offeriert «Allblackblackkat» des Südafrikaners Simiso Zwane, der mystische Bilder aus einem Swimmingpool hochsteigen lässt.

Während man in der Lounge verschiedenen Audiocollagen und Mixtapes wie «Aarau in den 80er-Jahren» lauschen kann, bieten zahlreiche Podcasts vertiefte Einblicke in den Alltag von Musikern abseits des Mainstreams. So erzählt die israelische Klangkünstlerin Meira Asher von ihrer musikalischen Auseinandersetzung mit der Militarisierung ihres Landes. Eine Hörstation nebenan beklagt sich die indonesische Hardrock-Band Burgerkill: «Für Künstler ist es bei uns schwierig, ein Auskommen zu finden.» Ein Statement, das in verschiedenen Formen immer wieder auftaucht. Noch häufiger wird man aber mit der Haltung konfrontiert, dass alles unternommen wird, um weiterhin mit seinen Liedern in der Öffentlichkeit präsent zu sein.

Die Schau, zu der auch ein gleichnamiges Buch publiziert wurde, verdeutlicht, wie unterschiedlich und zugleich ähnlich sich die verschiedenen Musikszenen auf unserem Globus sind. Mit «Seismographic Sounds» wird insbesondere die Lust geweckt, sich auf Entdeckungsreise nach neuen Klängen und Eindrücken zu begeben – und zwar sowohl innerhalb, als auch ausserhalb der Ausstellung.

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Indonesische Hardrock-Band Burgerkill

«Seismographic Sounds – Visionen einer neuen Welt», Forum Schlossplatz, Aarau.
Bis 20. September.

www.forumschlossplatz.ch
www.norient.com

Weitere Daten
1. Oktober bis 29. Dezember 2015
Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe (Deutschland)

29. Januar 2016 bis 28. Februar 2016
Club Transmediale Festival (CTM) Berlin (Deutschland)

Januar 2017
Kornhausforum Bern (Schweiz)

Ein Festival für die Querflöte

Das internationale Flötencamp Falaut hat diesen Sommer 250 Flötisten und andere Musiker nach Salerno gelockt. Es gilt als wichtiger Treffpunkt für Künstler und Dozenten aus aller Welt.

Foto: zVg

Die Amalfiküste, so schwärmen Reiseführer zu Recht, gilt als eine der schönsten Küsten der Welt. Nirgendwo wird man atemberaubendere Aussichten finden. Seit jeher reisen Künstler dahin und finden Inspiration für ihre Werke. Die italienische Flötengesellschaft unter der künstlerischen Leitung von Salvatore Lombardi organisierte vom 2. bis 8. August auf dem Campus der Universität Salerno den musikalischen Grossanlass. Die launige Worterfindung «falaut» ist eine spielerische Zusammensetzung von Flöte und einigen Silben der Solmisation, die auf Guido von Arezzo zurückgeht.

Gespräche anregen
Einer der Kerngedanken des Festivals ist, namhafte Künstler des Fachs einzuladen, um in abwechslungsreichen Programmen mit den Kursteilnehmern zu musizieren und auch den Nachwuchs einzubinden. Dieses Jahr kamen die Schüler, Studenten, Lehrer und Dozenten u.a. aus Russland, China, Korea, Japan, USA, Spanien, Italien, Polen, Dänemark, Norwegen und der Schweiz. Das Programm zeigt, wie flexibel das Instrument und wie umfangreich das Repertoire ist. Es gibt Jazz und Zeitgenössisches, Musik vom Barock bis zur Romantik. Ausserdem wurden auch einige Kurse für Gitarre, Harfe, Violine und Kontrabass angeboten. Anregungen gab es für jedermann, vom Hobby-Flötisten bis zum Semi-Profi und Profi. Ein wesentliches Ziel der Flötengesellschaft ist es, möglichst viele Interessierte miteinander ins Gespräch zu bringen.

Persönliche Dozenten
Dieses Sommercamp hat ein interessantes Konzept: Bei der Anmeldung wird ein persönlicher Dozent ausgewählt. Er ist während der ganzen Woche die erste Ansprechperson. Bei ihm erhält man Unterricht, der von den Dozenten ganz unterschiedlich gestaltet wird. Einige Lehrerpersonen stehen den Schülern den ganzen Tag zur Verfügung, andere haben Einzel- und Klassenlektionen über den Tag verteilt oder konzentriert. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, alle Klassen zu besuchen und zuzuhören. Bei Nachfrage sind auch Einzelstunden bei anderen Lehrern möglich.
Ein weiteres Angebot sind drei öffentliche Meisterklassen pro Tag. Die Dozenten unterrichten in einem grossen Hörsaal vor dem interessierten Publikum. Die Themen sind meist frei gewählt. Manchmal werden aber auch Spezialgebiete behandelt wie Piccolo, Alexander-Technik, Orchesterstellen usw. So zirkuliert man den ganzen Tag umher und wählt das aus, was am meisten interessiert. Ausserdem präsentieren die zahlreichen Dozenten ihr eindrückliches Können an Konzerten über Mittag und am Abend. Das Niveau war meistens schwindelerregend hoch.

Leidenschaft als Schlüssel zum Erfolg
Wie man sich vorstellen kann, kommt da eine geballte Ladung an Wissen, Erfahrung und Kompetenz zusammen. Dabei ist die Atmosphäre entspannt und freundlich. Am ersten Kurs-Tag herrschte noch allgemeine Verwirrung, wer sich wo befindet. Auch konnte man sich leicht auf dem grossen Gelände der Universität verirren. So schloss man sich einer Gruppe von Leuten an und beinahe von Wunderhand tauchten Studenten und Lehrer am richtigen Ort auf. Ehe man sichs versah, flötete, geigte und zupfte es aus allen Zimmern. Ein Programmheft mit allen notwendigen Informationen zum Ablauf des Festivals wurde am Nachmittag des ersten Tages verteilt. Von da an herrschte Ordnung und Übersicht. Eine organisatorische Meisterleistung.

Das Sommercamp, wie es sich heute präsentiert, ist langsam gewachsen. Begonnen hat alles vor 10 Jahren mit einem normalen Sommerkurs. Die Lokalität hat immer gewechselt, aber stets fand er in der Umgebung von Salerno statt. Langsam wuchs der Anlass zur heutigen Grösse. Letztes Jahr wurde er erstmals an der Universität von Salerno durchgeführt. 70 Flötisten sind angereist. Dieses Jahr waren es bereits 200 Flötisten und 50 andere Instrumentalmusiker. Davon waren 40% Ausländer. Ein weltweites Netzwerk wird so unterhalten und vergrössert. Die Feedbacks waren durchwegs positiv. Festivalorganisator Salvatore Lombardi ist überzeugt: Der Schlüssel zum Erfolg beim Flötenspiel heisst Leidenschaft.

www.falaut.it

Tod des Opernintendanten Christoph Groszer

Wie das Zürcher Opernhaus vermeldet, ist Christoph Groszer, der von 1986 bis 1991 als Künstlerischer Direktor des Hauses an der Limmat amtete, im Alter von 89 Jahren verstorben.

Foto: © Opernhaus Zürich

Groszer habe «mit grosser künstlerischer Vision, hoher Passion und der nötigen Beharrlichkeit» das Opernhaus Zürich entscheidend geprägt. Mit seiner «sanften Bescheidenheit und seiner klugen, souveränen Art, seinem Humor und seiner Begeisterungsfähigkeit» habe er es verstanden, seine Mitarbeiterin­nen und Mitarbeiter in allen Sparten zu Höchstleistungen zu motivieren, schreibt das Opernhaus weiter.

Groszer war von 1964 bis 1967 Intendant des Landestheaters Tübingen, von 1967 bis 1972 Direktor des Stadttheaters St. Gallen, von 1972 bis 1978 Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig, von 1978 bis 1986 Intendant des Staatstheaters Wiesbaden und zwischen 1986 und 1991 Direktor des Opernhauses Zürich.

Neue Schaffhauser Kulturplattformen

Der Kanton und die Stadt Schaffhausen haben Kulturplattformen für die Region Schaffhausen aufgeschaltet. Damit soll das Kulturangebot der Region besser sichtbar werden.

Foto: Dirk Schelpe/pixelio.de

Die neue Plattform www.kulturraum.sh will den Dialog zwischen Kulturschaffenden, Veranstaltern und Publikum fördern. Veranstalter können ihre Kulturangebote präsentieren und sich mit Kulturschaffenden und anderen Veranstaltern vernetzen. Kulturschaffende erhalten einen kostenlosen Webauftritt. Anbieter von Räumen, die in der Region Schaffhausen für kulturelle Zwecke vermietet werden, können ihr Angebot publizieren. Die neue Plattform wurde vom städtischen Kulturdienst auf Anregung der städtischen Kulturkommission konzipiert.

Kulturkiste.sh zeigt die kulturellen Angebote für Kinder und Jugendliche in der Region Schaffhausen auf. Veranstalter, Kulturschaffende, Kunstpädagoginnen und Kunstpädagogen können über ihr Schaffen informieren. Lehrpersonen aller Stufen finden Angebote der Kulturvermittlung in der Region. Familien informieren sich mit der Agenda über Theater, Konzerte, Workshops, Geschichten, Ausstellungen und vieles mehr, was explizit auf sie zugeschnitten ist.

Die Konzeption der neuen Plattform erfolgte in Umsetzung des Legislaturziels der Schaffhauser Regierung für die Jahre 2013-2016, das im Bereich der Kulturförderung einen Schwerpunkt auf die Förderung von Projekten und Initiativen zur Kulturvermittlung an alle Schichten und Altersgruppen legt.

Aus spektakulärer Langeweile

Unter der Leitung von Reto Bieri widmete sich das diesjährige Davos-Festival – young artists in concert dem Phänomen des Kreisens von Kreisverkehr bis Kreisleriana. Vom 31. Juli bis 15. August spielten 70 Musikstudentinnen und -studenten aus 20 Ländern 45 Konzerte und nahmen sich Zeit, Neues entstehen zu lassen.

Zwischenhalt. Foto: Yannick Andrea

Die Hip-Hop-Tanzgruppe der evangelischen Gemeinde Davos hat sich draussen neben der Blaskapelle aufgestellt. Der gemischte Chor ist hinter einem Klaviertrio in der Bar des Hotels Schweizerhof postiert. Punkt 17 Uhr fangen alle gleichzeitig an zu singen und zu spielen. Die Hip-Hopperinnen-Tänzerinnen haben zwar ihren Gettoblaster mit der passenden Musik dabei, werden aber auch von den Märschen der Davoser Musikgesellschaft begleitet. Brahms‘ erstes Klaviertrio trifft auf Volkslieder in Schweizer Mundart. Das Mozart-Divertimento des Streichorchesters im Foyer wird von einer etwas penetranten Ratsche kommentiert. Jeder und jede ist mit Ernst und vollem Engagement bei der Sache. Die Zuhörer bewegen sich frei zwischen den Ensembles und Solomusikern – über Treppen und Flure. Draussen gibt es Bratwurst. John Cages Musicircus beim Eröffnungswochenende des 30. Davos-Festivals ist ein kleines Happening. Gängige Konzertmuster werden aufgebrochen. Die Grenze zwischen musikalischen Stilen ist getilgt. Das ist dem Intendanten Reto Bieri sehr wichtig. «Diese Performance ist für mich auch eine interessante soziale Studie. Die Musikgruppen sind ganz frei in der Gestaltung. Es ist schon spannend zu beobachten, wer sich eher zurücknimmt oder wer einfach nur lauter spielt, um gehört zu werden.»

Die sieben Bläser der österreichischen Formation Federspiel vagabundieren zwischen den einzelnen Ensembles und setzen auf ein Miteinander. «Let’s improvise», fordert der Trompeter Simon Zöchbauer das Holzbläsertrio des spanischen Azahar-Ensembles auf. Kurz werden Tonart und Tempo geklärt. Und das Rondino-Finale von Erwin Schulhoffs Divertissement erklingt in einer ganz neuen Fassung – mit Trompetenrepetitionen und einem Orgelpunkt in der Posaune. Hier passiert im Kleinen, was auch im Grossen stattfindet. Junge hochbegabte Musikerinnen und Musiker lernen sich kennen und entwickeln gemeinsam Neues. Rund 70 Musikstudenten aus 20 europäischen Ländern sind über die gesamte Festivallänge von zwei Wochen vor Ort. «Hier in Davos muss etwas Besonderes entstehen. Dafür brauchen wir Zeit. Und Langeweile. Eine spektakuläre Langeweile», bemerkt der Intendant im Pressegespräch.

Das Motto vom Kreisen

Neben den 45 Kammermusik-Konzerten an zwölf verschiedenen Orten, darunter auch dem Bahnhof und der Stafelalp, entstehen auch spontane Sessions in der Hotellobby, wenn etwa ein paar Streicher Jazz spielen oder die Mitglieder des Kammerchors, der jeden Morgen um 10 Uhr zum «Singen für alle» einlädt, die Hotelgäste um Mitternacht mit kunstvoll gesetzten Volksliedern begeistern. Das für 2015 leicht erhöhte Gesamtbudget beträgt rund 630 000 Schweizer Franken. Der Anteil der Sponsoren ist mit 65 Prozent überdurchschnittlich hoch. 24 % des Etats wird durch die Eintrittspreise finanziert, die Subventionen belaufen sich auf 11%. In Davos wird alles selbst und exklusiv produziert – ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal im austauschbaren Festivalbetrieb. Der Neue-Musik-Anteil ist hoch. Auch Bieris Vorgängerin Graziella Contratto, die das Kammermusikfestival von 2007 bis 2013 leitete, hatte schon frischen Wind nach Davos gebracht, hatte junge Spezialisten für Alte Musik zum Festival geholt und das Repertoire für Jazz geöffnet. Tanzkurse in einer Schreinerei, Hotelkonzerte, Dirigieren für Kinder, Wanderkonzerte und das Liegekonzert auf der Schatzalp gehörten zu ihren Neuerungen.

Bieri möchte das Festival mitten im Leben verankern und auch Publikumsschichten gewinnen, die im bekannten Luftkurort bisher nicht den Weg zu den Konzerten fanden. Deshalb sind bei John Cage auch das Jodelchörli Parsenn und die Alphorners Davos-Klosters dabei. Deshalb gibt es einen Hörgang durch den Wald für Kinder und junge Reporter, die über das Festival berichten. Das Konzertmotto «Kreisverkehr» ist bewusst dem Alltag entnommen. Verkehrskreisel prägen viele Schweizer Orte. Davos hat nicht mal ein Lichtsignal. Im gesamten Festivalprogramm geht es um Wiederholungen und Zyklen, Abzweigungen und auch mal die eine oder andere Sackgasse, die künstlerisch nicht weiterführt.

Publikum aus der Umgebung

«RoundAbout» heisst das Eröffnungskonzert im eher tristen, mit Teppichboden ausgelegten Saal des Hotels Schweizerhof. Martin Meuli, Chefarzt am Kinderspital Zürich, hält einen erfrischenden Vortrag über Zellteilungen und Stoffwechselzyklen. Und auch musikalisch kommt man den Kreisen auf die Spur. Joe Zawinuls The Harvest endet, wie es begonnen hat – mit tongebundenen Rhythmen, die die Musiker von Federspiel auf die Mundstücke ihrer Instrumente trommeln. Auch Schuberts Andante aus dem Streichquartett Der Tod und das Mädchen, dem aber die jungen Musiker des Cuarteto Gerhard nicht ganz gewachsen sind, ist mit seinen Variationen zyklisch angelegt. Die Speichenmusik des Basler Künstlers und Instrumentenerfinders Lukas Rohner auf einem umgebauten Fahrrad ist zwar originell, führt aber nicht zu einer klaren künstlerischen Aussage.

Composer in Residence ist der Franzose Marc-André Dalbavie. Von ihm erklingt das rhythmisch prägnante, durchaus melodiös-tonale Klaviertrio Nr. 1 in bestechender Interpretation von Gilles Grimaitre (Klavier), Jonian Ilias Kadesha (Violine) und Vasthi Hunter (Violoncello). In der Pause steht man auf dem Hinterhof des Hotels im Dunkeln, wenn man sein Glas Sekt trinken möchte. Der Glamourfaktor tendiert gegen Null. Wie viele andere Hotels hat auch der Schweizerhof im Sommer geschlossen.

Es ist stark wetterabhängig, wie gut die Sommerbilanz ausfällt. In diesem Jahr gibt es durch den hohen Frankenkurs 16 Prozent weniger Übernachtungen von Deutschen. «Das konnten wir aber durch Gäste von anderen Ländern wie Polen, Ungarn und Skandinavien wieder auffangen», sagt Paul Petzold, Tourismuschef von Davos-Klosters. Von speziellen Rabatten gegenüber den Deutschen, wie sie manche Schweizer Ferienorte anbieten, hält er gar nichts. «Ein Riesenfehler! Wie können wir so etwas gegenüber unseren anderen Gästen verantworten.» Zudem gehöre Davos zu den Top-Adressen, wo die Besucher weniger preissensibel seien. Das Davos-Festival habe hier kaum Auswirkung auf die Übernachtungszahlen. Ein echtes Festivalpublikum, das wegen der Konzerte anreise, gäbe es nicht. Die meisten Konzertbesucher sind Davoser oder Zürcher, die im 1560 Meter hoch gelegenen Luftkurort ihren Zweitwohnsitz haben. Oder eben Feriengäste, die ohnehin schon in Graubünden sind. Diese kommen auch trotz Regen zum Open-Air-Konzert im Kurpark, wo die gut gelaunten, hochmusikalischen Federspiel-Bläser den Spagat zwischen Jodeln und Jazz schaffen und auch mal wie ein mexikanisches Mariachi-Ensemble klingen können. Rund 200 Gäste stehen mit ihren Schirmen zwischen den nassen Bierbänken und hören konzentriert zu, was die sympathischen Jungs aus dem Nachbarland so alles miteinander kombinieren können.

Lernen von den Erfahrenen

«Young Artists in Concert» lautet der Untertitel des 1986 von Michael Haefliger gegründeten Kammermusikfestivals. Zu entdecken gibt es viele Talente wie das formidable Dudok Kwartet aus Amsterdam, das Brahms‘ zweites Streichquartett in der Alexander-Kapelle wunderbar transparent und homogen zum Klingen bringt. «Wir haben aber auch einige erfahrenere Musiker wie die Mitglieder des Amaryllis-Quartetts hier, die als Lehrer fungieren und in der Davos Festival Camerata an den ersten Pulten sitzen. Dieser Austausch ist mir wichtig», sagt der Reto Bieri. Ein Handy hat der unkonventionelle, 40-jährige Schweizer nicht. Das lenke nur ab. Ausserdem seien ohne Handy die Absprachen von einer hohen Verbindlichkeit. Zu finden ist er trotzdem. «Ich kreise während der Festivalzeit sowieso immer hier herum.» Beim Kreisleriana-Konzert treffen Werke der entfernt miteinander verwandten Fritz und Georg Kreisler aufeinander. Schumanns Kreisleriana darf in der etwas farbarmen Interpretation von Oliwia Grabowska nicht fehlen. Das Amaryllis-Quartett raut Beethovens Streichquartett op. 59/3 auf. Und legt einen hochdramatischen Finish hin, der das mit jungen Festivalmusikern durchsetzte ältere Publikum zum Kreischen bringt.

Akustik der Städte als Trendthema

Wie klingen Städte? Nicht nur in Basel und Luzern stellt man sich zur Zeit diese Frage: Die Deutsche Aktion Stadtklang 2015 bringt Metropolen zum Klingen. Jeder kann Töne auf einer grossen Klangkarte hochladen, diese mit anderen teilen und zeigen, wie die eigene Wohnumgebung klingt.

Foto: johannes vortmann/pixelio.de

Bürgerinnen und Bürger können in Deutschland Töne auf einer grossen Klangkarte hochladen, diese mit anderen teilen und zeigen, wie die eigene Stadt, das eigene Viertel oder das Heimatdorf klingt. Unter allen hochgeladenen Klängen werden in regelmässigen Abständen  Sachpreise verlost.

Neben der Aktion selbst bringt die Webseite der Aktion Wissenswertes zur aktuellen Klang- und Lärmforschung in Städten. Speziell thematisiert werden Psychoakustik und Lärmforschung, Tiergeräusche in der Stadt, Lieblingsorte und Lieblingsklänge, Stadthits und Stadtmusik sowie Kinder in der Stadt.

In Basel thematisiert die Ausstellung «KlangRaum – RaumKlang» noch bis zum 10. Dezember den Klang der Städte. Sie will das Verständnis für die akustischen Qualitäten von Orten und Räumen schärfen. Und in Luzern hat der Komponist Tod Machover die Bürger aufgerufen, Klänge, Geräusche und Hintergrundinformationen zu sammeln, um damit ein klingendes Portrait von Luzern zu komponieren. Die Sinfonie wird am 5. September mit dem Lucerne Festival Academy Orchestra und Matthias Pintscher im Rahmen von Lucerne Festival im Sommer uraufgeführt.

Webseite von Stadtklang 2015: www.stadtklang2015.de
 

Europäische Spitzenorchester im Iran

Laut der Neuen Musikzeitung verhandelt das iranische Kulturministerium mit den Berliner und den Wiener Philharmonikern über Gastspiele in Teheran. Damit setzt sich ein Tauwetter in Sachen Musik fort, das mit der Rehabilitation des Teheraner Symphonieorchesters eingesetzt hat.

Teheran aus dem Flugzeug. Foto: Arad, wikimedia commons

Anlass für einen Auftritt der Wiener Philharmoniker wäre laut Bahram Dschamali, dem Musikbeauftragten des Ministeriums, bereits der Staatsbesuch des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer in Teheran im September. Weder die Wiener noch die Berliner Philharmoniker bestätigen entsprechende Gespräche.

Zuletzt waren die Berliner Philharmoniker 1979 im Iran aufgetreten. Mit der islamischen Revolution wurde die Situation für die Musik zusehends schwieriger. Extreme Auslegungen der islamischen Schriften verbieten Musik aus religiösen Gründen im Islam generell. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte das Teheraner Symphonieorchester aufgelöst, ein Entscheid, den sein Nachfolger Hassan Ruhani wieder rückgängig machte.  

Maurice Steger mit Echo Klassik ausgezeichnet

Der Schweizer Blockflötist Maurice Steger ist Instrumentalist des Jahres in der Kategorie Flöte der diesjährigen Echo-Klassik-Auszeichnungen. Unter den zahlreichen weiteren Preisträgern finden sich auch der frühere Chefdirigent des Zürcher Tonhalle-Orchesters David Zinman und der Schweizer Flötist Emmanuel Pahud.

Maurice Steger. Foto: © Molina Visuals

Die Preisträger der Kategorie Nachwuchskünstler/-in des Jahres sind Bryan Hymel (Gesang), Sonya Yoncheva (Gesang), Florian Noack (Klavier), Sophie Pacini (Klavier) und Nemanja Radulović (Violine). Der Preis für Nachwuchsförderung geht an Classic Scouts und die Freie Grundschule Wernigerode. Den Klassik-für-Kinder-Preis gewinnt die Aufnahme Des Kaisers Nachtigall des Helbling Verlags mit Uģis Prauliņš, Michala Petri, Malte Arkona, Klaas Stok und dem SWR Vokalensemble Stuttgart.

Weitere Preistträger sind laut dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) Jonas Kaufmann (Sänger des Jahres), Joyce DiDonato (Sängerin des Jahres), Elīna Garanča (Solistische Einspielung des Jahres/Gesang), Lang Lang (Instrumentalist des Jahres/Klavier) und Andreas Ottensamer (Instrumentalist des Jahres/Klarinette).

Die offizielle Verleihung findet am Sonntag, dem 18. Oktober 2015 im Rahmen einer Gala im Konzerthaus Berlin statt. Der Abend wird vom ZDF am gleichen Abend ausgestrahlt.

Die komplette Liste: www.echoklassik.de

Musikstudium in der Tradition der Sieben Freien Künste

Die Technische Universität Darmstadt bietet ab dem Wintersemester 2015/16 in Kooperation mit der Akademie für Tonkunst in Darmstadt den neuen Teilstudiengang Musikalische Kultur an.

Die sieben freien Künste, Gemälde von Marten de Vos 1590. Quelle: wikimedia commons,SMPV

Das Teilfach «Musikalische Kultur» kann mit jedem zweiten Fach aus dem Kanon Digital Philology, Germanistik, Geschichte, Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Informatik, Sportwissenschaft oder Wirtschaftswissenschaften kombiniert werden. Das gemeinsam vom Institut für Philosophie der Universität und der Darmstädter Akademie für Tonkunst getragene Lehrangebot verbindet künstlerische Praxis, gesellschaftsbezogene Reflexion, Musiktheorie, Ästhetik und Musikphilosophie.

Der Studiengang ist laut Cord Meijering, dem Direktor der Akademie, ein vollwertiges universitäres Musikstudium, mit dem Studierende in der Tradition der antiken Sieben Freien Künste eine Mehrfachqualifikation erreichen sollen. Die Vorbereitung auf Herausforderungen moderner neuer Berufsbilder im Kulturbereich erfolge dabei durch eine Kombination aus praktischem Musizieren und geisteswissenschaftlicher Bildung.

Studienvoraussetzungen sind die Allgemeine Hochschulreife beziehungsweise Fachhochschulreife sowie ein an der Akademie zu absolvierender Nachweis der künstlerischen Eignung.
 

Thüringen will Musikangebot abbauen

Der kulturelle Umbau der neuen Bundesländer in Deutschland scheint noch nicht abgeschlossen: Thüringen will die Opernsparte in Weimar aufgeben und Orchester fusionieren oder gleich ganz auflösen. Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) ist empört.

Geht für die Oper im Nationaltheater Weimar bald das Licht aus? Foto: Antje Schröter/pixelio.de

Die DOV droht «massiven Widerstand an gegen die öffentlich gewordenen Abbaupläne der Thüringer Staatskanzlei für die Orchester und Theater im Freistaat». Medienberichten zufolge sollen unter anderem das Deutsche Nationaltheater Weimar die Opernsparte aufgeben, die Landeskapelle Eisenach aufgelöst und die Thüringen Philharmonie Gotha mit dem Orchester in Erfurt fusioniert und verkleinert werden, schreibt die Vereinigung in einer Medienmitteilung.

Die aktuellen Abbau- und Fusionspläne von Minister Benjamin-Immanuel Hoff seien  inakzeptabel, erklärt DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens. Die Art und Weise, wie mit den Thüringer Künstlerinnen und Künstlern und ihren Verbänden umgegangen werde, sei unwürdig.

Die DOV hatte laut eigenen Angaben der Thüringer Staatskanzlei einen Dialog zur Lage und zur Zukunft der Orchester und Theater angeboten. Nun werde er als Berufsverband vor vollendete Tatsachen gesetzt.  In den vergangenen 25 Jahren wurden laut DOV in Thüringen von ehemals über 1000 Musikerstellen bereits über 400 abgebaut.

Das nördlich von Bayern gelegene Thüringen ist eines der kleineren  Bundesländer Deutschlands und war früher Teil der DDR. Zu ihm gehören kulturträchtige Städte wie Erfurt, Jena, Weimar, Gotha, Eisenach, Rudolstadt oder Meiningen.
 

Beiträge und Atelieraufenthalte

Die Kunst- und Kulturstiftung Heinrich Danioth lädt ein, sich für Werk- und Förde-rungsbeiträge 2015 ferner für ein viermonatiges Berlin- und ein viermonatiges New-York-Atelier (Aufenthalt 2017) zu bewerben

Aussicht auf einen New York-Aufenthalt. Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

Im Jahre 1981 wurde die Urner Kunst- und Kulturstiftung Heinrich Danioth gegründet. Seit 1982 vergibt sie einmal pro Jahr Förderungs- und Anerkennungsbeiträge am Kunst und Kulturschaffende in folgenden Sparten: Bildende Kunst, Musik, Literatur, Tanz, Theater, Film, Foto, Neue Medien. Für die Förderbeiträge (ohne Ateliers) stehen 24 000 Franken zur Verfügung.

Zu vergeben sind ebenfalls ein viermonatiger Atelier-Aufenthalt in Berlin sowie in New York (Aufenthalt 2017). Ferner können sich Künstlerinnen und Künstler für einen Kunstwerkankauf bewerben.

Teilnahmeberechtigt sind professionelle Kulturschaffende, die in Uri wohnen, hier aufgewachsen oder heimatberechtig und mit Uri verbunden sind. Nähere Angaben unter: www.ur.ch (Suchbegriff: Kunst- und Kulturstiftung).

Bewerbungen sind bis 16. Oktober 2015 zu richten an: Amt für Kultur und Sport, Daniothstiftung, Klausenstrasse 4, 6460 Altdorf, Tel. 041 875 20 96, E-Mail: josef.schuler@ur.ch

Kulturelle Auszeichnungen der Stadt Thun

Die Stadt Thun ehrt in diesem Jahr den bildenden Künstler Stefan Guggisberg mit dem Kunstpreis und das Musikerpaar Sabine und Tuomas Kaipainen mit einem Kulturstreuer. Je einen Kulturförderpreis erhalten die bildende Künstlerin Tanja Schwarz und der klassische Saxofonist Jonas Tschanz.

Sabine und Tuomas Kaipainen. Foto: Camenisch

Der mit 5000 Franken dotierte sogenannte Kulturstreuer der Stadt Thun geht an Sabine und Tuomas Kaipainen für ihre Verdienste in der Kultur- und Kunstvermittlung. Der in Steffisburg aufgewachsene Musiker Jonas Tschanz wird mit einem Kulturförderpreis von 10‘000 Franken geehrt. Der Kunstpreis 2015 der Stadt Thun in der Höhe von 10‘000 Franken geht an den in Thun aufgewachsenen bildenden Künstler Stefan Guggisberg. Die bildende Künstlerin Tanja Schwarz erhält ebenfalls einen Förderpreis.

Das Musikerpaar Sabine und Tuomas Kaipainen leitet bereits im neunten Jahr gemeinsam die Konzertreihe «Im Rathaus um 4». Beide wirkten bereits bei zahlreichen Aufnahmen und Konzerten mit, so zum Beispiel an den Festspielen in Moskau und Helsinki. Als Dozenten unterrichteten sie an zahlreichen Meisterkursen, unter anderem am Tschaikowski-Konservatorium in Moskau.

Der klassische Saxofonist Jonas Tschanz schloss seine Studien 2014 an der Hochschule für Musik in Basel ab. In seiner noch jungen Karriere konnte er bereits verschiedene Schweizer Musikpreise gewinnen. Seine Konzerttätigkeit führte ihn sowohl als Solist wie auch als Ensemblemitglied bereits durch ganz Europa, nach China und nach Japan.

Musikpreise der Dienemann-Stiftung

Zwei Hauptpreise, vier Anerkennungspreise und ein Sonderpreis wurden für herausragende kammermusikalische Leistungen vergeben.

Made In Trio. Foto: zvg

Die in Luzern beheimatete Marianne und Curt Dienemann-Stiftung, die sich die Förderung von Ausbildungen und Weiterentwicklungen in den Bereichen Jazz, Klassische Musik und Literatur zur Aufgabe gemacht hat, widmete ihren neunten Musikwettbewerb der Kammermusik. 25 Ensembles hatten sich für die Teilnahme am Vorspiel beworben.

Ein Hauptpreis von 15 000 Franken ging an das Made In Trio mit David Dias da Silva, Klarinette, Rute Fernandes, Flöte, und Petralia Sinforosa, Klavier. Ein zweiter Hauptpreis von 10 000 Franken wurde dem Duo Damien Bachmann, Klarinette, und François-Xavier Poizat, Klavier, zugesprochen.

Mit Anerkennungspreisen in der Höhe von 4 000 bis 8 000 Franken wurden ausgezeichnet: Saxofonquartet Strax Bravura, Trio Aeterno, Trio Saitenwind, Duo Graf-Gregor. Einen Sonderpreis (3 000.-) erhielt die Cellistin Gunta Abele vom Duo Art.
 

Zukunft der Stanser Musiktage gesichert

Die Sanierung des Vereins Stanser Musiktage ist erfolgreich abgeschlossen worden. Damit stehe der Durchführung des Festivals 2016 nichts mehr im Weg, schreiben die Veranstalter. Die diesjährige Auflage musste aus finanziellen Gründen abgesagt werden.

v.l.n.r: Marc Rambold, Esther Unternährer, Marc Unternährer. Foto: zvg

Vergangenen Dezember habe der Vereinsvorstand der Stanser Musiktage entschieden, aufgrund der finanziellen Situation mit dem Festival im 2015 zu pausieren, heisst es auf der Webseite des Anlasses. Stattdessen habe eine erfolgreiche zweitägige Benefizveranstaltung stattgefunden.

In den letzten Monaten konnte der Vorstand unter Beizug eines externen Spezialisten finanzielle Mittel in der Höhe von rund 250‘000 Franken einwerben und damit das Sanierungsziel erreichen. Unter den Donatoren finden sich private Geldgeber, der Kanton Nidwalden und die Gemeinde Stans.

Esther Unternährer und Marc Rambold bilden neu die Co-Festivalleitung. Der Luzerner Jazzmusiker Marc Unternährer ist auf Mandatsbasis neuer Programmleiter. Die Stanser Musiktage 2016 werden vom Dienstag, 5. April bis Sonntag, 10. April stattfinden.

Der Dorfplatz wird zum neuen Festivalzentrum mit Bars und einer Live-Bühne. Das Essensangebot wird auf dem Steinmättli zentralisiert. Das Programm in den diversen Räumlichkeiten in Stans wird sich wie gewohnt durch stilistische Offenheit auszeichen – World-, Jazz- und Popklänge treffen aufeinander.
 

Obwaldner Kulturgesetz an Kantonsrat überwiesen

Der Obwaldner Regierungsrat schlägt dem Kantonsrat die Schaffung eines Kulturgesetzes (KuG) vor. Er sei überzeugt, damit den Kulturbereich kohärent und zeitgemäss regeln zu können, schreibt der Kanton.

Historisches Museum Obwalden in Sarnen. Foto: alpöhi, wikimedia commons

Die bisher gültige Kulturverordnung des Kantons Obwalden stammt aus dem Jahr 1985 und weist grundlegenden Reformbedarf auf. Die Bereiche Kulturförderung und Kulturinstitutionen sollen im KuG neu geregelt werden. Die übrigen Bereiche (Denkmalpflege/Archäologie, Kulturgüterschutz, Bibliotheken) werden inhaltlich unverändert ins KuG überführt.

Gemäss der Kantonsverfassung ist die Kulturförderung eine Aufgabe des Kantons und der Einwohnergemeinden. Dieser Grundsatz wird im neuen KuG gesetzlich verankert. Gesetzlich geregelt werden zudem die Kantonsbeiträge an Kulturinstitutionen, die für den Kanton von Bedeutung sind. Schliesslich enthält das neue KuG eine Regelung der Kantonsbeiträge an Kultureinrichtungen von überregionaler Bedeutung anderer Kantone. In der Praxis löst das KuG weder neue Aufgaben noch wesentliche Mehrkosten aus.

Mit dem neuen KuG erhält der Kanton den Auftrag, für den Erhalt eines Historischen Museums zu sorgen. Es ist jedoch die Absicht des Regierungsrats, die Führung des Museums wie bisher mit Leistungsvereinbarung an Dritte zu delegieren. Das Historische Museum wird seit dessen Gründung vom Historischen Verein Obwalden geführt. Der Kanton könnte aber, sollte sich dereinst kein Träger finden, das Historische Museum selber führen.

Der neue Artikel zum Historischen Museum sowie die vorgesehenen Aufgaben der Gemeinden in der Kulturförderung wurden von Mitte Januar bis Mitte April 2015 einem zweiten Vernehmlassungsverfahren unterzogen. Die vorgenommenen Änderungen sind grundsätzlich begrüsst worden. Die parlamentarische Beratung des Kulturgesetzes ist für die Kantonsratssitzung vom 22. Oktober 2015 vorgesehen.

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