In 100 Opern durch das 20. Jahrhundert

Jeder Komponist und jede Komponistin kommen nur einmal vor in dieser von Bernd Feuchtner erstellten Werkauswahl.

Ausschnitt aus dem Buchcover

Diesem Bernd Feuchtner kann man den überraschenden Titel Die Oper des 20. Jahrhunderts in 100 Meisterwerken abnehmen, denn er war zwanzig Jahre lang Musikjournalist, dann Dramaturg, Operndirektor, Dozent an verschiedenen Hochschulen und ist heute freier Autor. Mit Pfitzners Rose vom Liebesgarten (1901) und Debussys Pelléas et Mélisande (1902) setzt er an und fährt völlig überraschend mit Isaac Albéniz’ Merlin weiter, bevor er zu Puccinis Madama Butterfly (1904) kommt, jedesmal mit einleitenden Grunddaten zu Libretto, Dauer, Rollen, Uraufführung, Spielorten und Sprache.

Konsequent hält er sich an die Regel, jeden der 94 Komponisten und 6 Komponistinnen nur mit einem Werk in die Jahrhundert-Übersicht aufzunehmen, wobei Ethel Smyth mit The Wreckers von 1906 als einzige Opernkomponistin vor 1975 eingeschlossen wurde. Bis 2000 folgen dann noch Thea Musgrave, Adriana Hölszky, Meredith Monk, Olga Neuwirth und Kaija Saariaho mit ihren Meisterwerken. Als einziger Schweizer Komponist ist Othmar Schoeck mit seiner Penthesilea (1927) vertreten, zwischen König Roger von Szymanowski und Das Wunder der Heliane von Korngold. Der Autor fügt hinzu, dass James Joyce ein Bewunderer von Schoecks «farbenreicher Orchesterkantate Lebendig begraben» war.

Da begegnet man keinem trockenen Rapportieren von Handlung und Aufführungszahlen, sondern einem sehr persönlich gefärbten Miterleben, Beurteilen und Einordnen. Feuchtner hat ein ausgesprochenes Talent, Opernhandlungen attraktiv zu erzählen oder knapp zusammenzufassen, aber auch Bezüge zum zeitbedingten kulturellen Umfeld herzustellen oder Rezeptionsschwierigkeiten zu erläutern. Mit Krzysztof Pendereckis Oper Die Teufel von Loudon wird der Weg der allmählichen Befreiung Polens als Satellit der Sowjetunion aufgezeigt, der 1956 mit der Gründung des Festivals Warschauer Herbst einsetzte. Feuchtner geht aber auch von eigenen Erlebnissen als Dramaturg aus und schildert seinen Ersteindruck eines Werks, aber auch seine Enttäuschungen.

Theodor W. Adorno wird als einflussreichster Musiktheoretiker des 20. Jahrhunderts bezeichnet, aber auch seine Fehlurteile betreffend Sibelius, Britten und Schostakowitsch werden nicht verschwiegen. In vier materialreichen Exkursen ordnet Feuchtner das Opernschaffen in das politische Zeitgeschehen ein: «Der Weg der Veristen in die Arme von Mussolini», «Politische Oper in den USA», «Oper in Lateinamerika», «Berlin, Hauptstadt der DDR». In der umfangreichen Einleitung schreibt er: «Komponiert wurden im 20. Jahrhundert weit mehr als zehntausend Opern. Hunderte davon konnte ich als Journalist […] und in der Theaterpraxis kennenlernen.» Und daraus ist dieses in jeder Hinsicht lesenswerte Opernbuch entstanden.

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Bernd Feuchtner: Die Oper des 20. Jahrhunderts in 100 Meisterwerken, 688 S., reich illustriert, € 39.80, Wolke, Hochheim 2020, ISBN 978-3-95593-250-3

Wohlklang

Eine bestimmte Musik gefällt den einen, anderen hingegen nicht: Klänge behagen, missfallen, wühlen auf, lullen ein. Jene, die nicht hören, können Musik über andere Sinne wahrnehmen und ebenso mehr oder weniger von ihr angetan sein.

Titelbild: neidhart-grafik.ch
Wohlklang

Eine bestimmte Musik gefällt den einen, anderen hingegen nicht: Klänge behagen, missfallen, wühlen auf, lullen ein. Jene, die nicht hören, können Musik über andere Sinne wahrnehmen und ebenso mehr oder weniger von ihr angetan sein.

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Focus

Ces sons qui nous apaisent
Certains sons nous détendent, d’autres nous agressent. Pourquoi ?

Wenn Krach zu Musik wird
Wie mit der Rockmusik Anti-Wohlklang zum Mainstream wurde
Online-Supplement: 25 Musikfans über Dissonanz, Feedback und Geräusch

Der Wohlklang und der Fortschritt — Arvo Pärt

Le mélodieux selon Jacques Cerf

Wohlklang ohne Klang
Interview mit der Gebärdensprachdolmetscherin Lilly Kahler

La RMS parle du thème de ce numéro à la radio : Espace 2,
Pavillon Suisse, 31 mai, de 20h à 22h30 (à environ 22h)

 

… und ausserdem

RESONANCE

 

Geraubt und verschollen geblieben — Provenienzforschung bei Streichinstrumenten

Rasanter Aufstieg digitaler Kunstmärkte — NFT im Musikbereich

Ins Freie und zu Ende gebracht — Beidler, Ott und Furrer in Witten

L’OSR ouvre ses rangs pour un concert au Victoria Hall

Musik in schwierigsten Zeiten — Kyiv Symphony Orchestra auf Tournee in Deutschland

Auf den Spuren eines Scharfrichters — «Baltz Mengis» in Luzern

Un nouveau festival tourné vers l’avenir — Vevey Spring Classic

Radio Francesco — les cochons/Schweine

Chatten über … — Katharina Nohl und Gotthard Odermatt

Carte blanche für Simone Keller und Lua Leirner

 

CAMPUS

Berühren, verzaubern, erheitern — Schweizer Kinder-Kunstlieder

Les limites du luth — entretien avec Bor Zuljan

 

SERVICE

Nachrichten, Linkempfehlungen — brèves, liens recommandés
 

FINALE


Rätsel
— Torsten Möller sucht


Reihe 9

Seit Januar 2017 setzt sich Michael Kube für uns immer am 9. des Monats in die Reihe 9 – mit ernsten, nachdenklichen, aber auch vergnüglichen Kommentaren zu aktuellen Entwicklungen und dem alltäglichen Musikbetrieb.

Link zur Reihe 9


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Kategorien

Wenn Krach zu Musik wird

Warum tun Dissonanz, Feedback und Geräusche, die eigentlich nichts mit Musik zu tun haben, manchmal so richtig gut?

Guillaume de Germain / unsplash.com

Frage an meine Facebook-Bubble: Warum tun Dissonanz, Feedback und Geräusche, die eigentlich nichts mit Musik zu tun haben, manchmal so richtig gut? Tausend Dank an alle, die hier mitgemacht haben!

Stephan Greminger
Es ist der Makel, der die Schönheit erst perfekt macht.

Markus Wicker
Und wir empfangen jedes Signal mit Störungen, Nebengeräuschen. Rauschen, Feedback, Noise zur Musik replizieren und kommentieren so quasi unsere Situation als Empfänger der Message. Metamessage, sozusagen. Uff.

Ernst Hofacker
Weil sie Gefühle triggern und Aggressionen abführen können. Als ich ein Teenager war, hat mir das Gewalttätige/Schrille von Stücken von The Who oder auch Pink Floyd und White Noise geholfen, meine eigenen Frustrationen besser auszuhalten.

Niklaus Riegg
Die Geräusche in der Musik? Oder Geräusche im «Alltag», abseits der Musik?
Hanspeter Kuenzler
Geräusche, die als «Musik» präsentiert oder in konventionelle Musikstücke integriert werden. Wie zum Beispiel das digitale Vinylrascheln, das plötzlich auf jeder Trip-Hop-CD auftauchte und Wärme suggerieren sollte.
Niklaus Riegg
Eine spannende Frage, die ich mir so nie gestellt habe. Für mich sind alle Geräusche in der Musik, die bewusst dazu gefügt wurden, Musik.

Sebastian Hefti
nicht einmal nichts hat eigentlich nichts mit musik zu tun

Andi Gisler
Ich denke, Rockmusik im Speziellen wäre ohne «Dissonanz, Feedback und Geräusche» undenkbar und dies hat sehr wohl mit Musik zu tun. Durch Verzerrung wird harmonisch «einfache» Musik eben komplexer, weil Obertöne verstärkt werden, die bei «sauberem» Musizieren nicht hörbar sind. Eine Snaredrum funktioniert eigentlich gleich, da der Snare-Teppich den Klang komplexer und «harrig» macht.

Daniel Bosshard
Dissonant ist etwas nur so lange, bis man sich daran gewöhnt hat. Da sich Junge schneller an etwas Neues gewöhnen, eignen sich Dissonanzen oder Lärm/Geräusch hervorragend, um sich als Szene von der langweiligen Restwelt abzugrenzen. Beispiele: Teufelsakkord/Tritonus im Mittelalter, verzerrte Gitarren, Drum&Bass Geklapper, neuartiges Rap-Gemurmel.

Chrigel Fisch
Um es mit Björk zu sagen: «everything is music!», der Beweis!
https://youtu.be/R3V94ZtmdbQ?t=189

Chregi Müller
Weil immer nur Harmonie unglaubwürdig ist.

Juergen Asche
gute frage, vielleicht weil man so die musik noch mehr spürt? ist einfach schön, wenns knackt, rauscht und hallt, auch oder vor allem, wenn dazu noch eine sehnsüchtige melodie verfolgt werden kann. [Herzchen]

Stefan Strittmatter
Alles hat mit Musik zu tun.

Sascha Krüger
Noise, feedback, Störgeräusche, auch field recordings: für mich die audiophile Entsprechung von abstrakter Malerei. Und wer dafür ein Faible entwickelt, wird darin mehr Tiefe, Dynamik und intuitive Kraft entdecken als in jeder konventionellen, figürlichen und «sauberen» Darstellung. Bei mir lösen solche Neben- oder auch Dominanzgeräusche regelrecht synästhetische Reaktionen und Emotionen aus.

Samuel Blatter
Ich denke nicht, dass man das von der Musik trennen kann wie du es in deiner Fragestellung andeutest. Dissonanz ist ein unverzichtbarer Teil der Musik (so wie Schatten und Licht ohne einander nicht existieren können, braucht es auch Dissonanz für Konsonanz.) Sound/Klang ist ist die Grundlage überhaupt für Musik. Feedback und Geräusch gehören für mich zum Klang und sind eine Art extreme Überhöhung von Klanganteilen, die sonst vom «Wohlklang» übertönt werden. Funktioniert ja grundsätzlich auch akustisch mit der Stimme oder mit anderen Instrumenten. In der elektr(on)ischen Musik halt noch viel extremer, weil da einerseits selbst leise Anteile extrem laut gemacht werden können oder durch Übersteuerung/Effekte gar ein Eigenklang entstehen kann und andererseits die Lautstärke zusätzlich ein physisches Erleben des Klanges möglich macht.

Daenu Extrem
Die Gehirnhälften reagieren auf verschiedene Töne anders. Während die linke Hälfte eher auf Harmonie reagiert, ist die rechte Hälfte mehr für Geräusche zuständig. Die Mischung macht’s spannend!
http://www.scinexx.de/news/linkes-und-rechtes-ohr-hoeren-verschieden

Marc Unternährer
Warum sollen die nichts mit Musik zu tun haben?

Pop Ogö
Gewagte These ohne jede Beweisführung:
Für mich geht es irgendwie auf, wenn man das vom «Gegenteil» her denkt: Musik wird ja oft auch sehr spannend/stimmungsvoll/atmosphärisch usw., wenn viele/bestimmte Töne nicht gespielt werden, Pausen bleiben, die Stille zu «hören» ist … Im Umkehrschluss lassen sich, so zumindest mein Empfinden, auch Geräusche/Störungen/Noises erfahren, die nicht in die Musik «gehören» … Neben der schieren Überwältigung durch «Walls» u.ä. bei z.B. Sonic Youth, My Bloody Valentine, Jesus&MC

Daniel Gfeller
Dazu gibt es ganze Bibliotheken voll Literatur. Geräusch / Klang = Spiel mit Objekt / Subjekt? Dieser Mechanismus erzeugt Lust (Ja!), ähnlich wie Erotik, Glück etc. Der schlaue sound-designer setzt das bewusst zur Umsatz-Steigerung ein 🙂 Andere (young gods usw.) fördern damit den Kult/Grübel/cool Status. Und zur Dissonanz: tja, die liegt ganz im Ohr (Sensibilität/musikalische Bildung) des Hörers …

Thomas Widmer
Wenn das Nichts los so richtig nichts wär, hätte es keinen Namen.

Marcel Thomi
Ein richtiges Feedback tut niemandem gut, weder dem Ohr noch der Technik. Aber vermutlich meintest du was anderes.

Dieter Ammann
Frag Helmut!
https://www.gmth.de/proceedings/artikel/40.aspx

Roli Frei
Die Dissonanz lasse ich ab und zu wohltuend an meiner Seele zerren, befreit blockierte Seelenstränge aus einem Kokon der endlosen Harmonie oder auch Trägheit, weckt die andere Seite in mir, kitzelt das Schräge, Dunkle, das Absurde, oder auch das Grelle hervor.
Unabdingbar für das musikalisch-seelische Gleichgewicht.

Michael Sailer
Ich weiss nicht.
https://www.youtube.com/watch?v=wlBIqfn6Rxs

Hans Rudolf Martin
… und in der Zwischenzeit warte ich auf einen neuen Song wie z. B. «Ruby Tuesday» von den Rolling Stones, 1967; über Radio im Stall meines Vaters mit jungen Kälbern empfangen in UKW-Qualität, im Hintergrund die gekühlten Milchkannen, in die frisch gezapfte Kuh-Milch floss …13 Jahre alt war ich mit 1/2 Jahr Gitarrenstunde Erfahrung bei Grieder Gitarrenunterricht in Liestal, Nylonseiten, meine Mutter hatte mich unterstützt; zum ersten Mal gehört und ich wusste, dieses Lied wird ein Hit.
Seit den Dire Straits und «Sultans of Swing», 1978 beim Vorbeiwandern aus einem Coffee-Shop in Amsterdam: gefragt und Auskunft bekommen, zusammen mit meinem alten Freund Martin, der anno 1976 nach New York auswanderte, aufgeschnappt, (und ich wusste, diese Band wird bekannt) seither ist verdammt wenig passiert …

Heinrich Zwahlen
Bring the noise!

Michael Schimek
Weil Krach weder falsch noch richtig ist. Eine falsch intonierte Note kann hingegen richtig weh tun.

 

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Anmerkung der Redaktion: Der O-Ton wurde beibehalten. Hinsichtlich Rechtschreibung und Zeichensetzung wurden meist die Editionsstandards der Schweizer Musikzeitung angewendet. 

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Komponieren wie Brotbacken

Ein Sammelband stellt Henri Vieuxtemps’ Werke für Violine und Klavier vor; in der Air Nr. 3 lässt sich die Kompositionskunst des Jugendlichen bewundern.

Henri Vieuxtemps mit acht Jahren. Porträt von Barthélemy Vieillevoye von 1828. Quelle: Musée Wittert, Université de Liège; wikimedia commons

Henri Vieuxtemps (1820–1881) war eine frühe Begabung. Das Air varié Nr. 3 schrieb er mit 13 Jahren: «Ich mache ein Air varié jeden Tag wie einen Laib Brot!» Die Introduktion des Stücks für Violine und Streichquartett oder Streichorchester hat dramatisch punktierte Aufstiege und Doppelschlag-Seufzer. Das schlichte Thema wird fünf Mal in verschiedenen Rhythmen und in Doppelgriffen durchgeführt und von viertaktigen kräftigen Tutti unterbrochen. Eine Coda beendet das Stück brillant.

Die hier vorliegende Version für Violine und Klavier ist hübsches Studienmaterial für junge Geigende mit meist akzeptablen Fingersätzen; das Klavier hat nur unterstützende Funktion. Das Vorwort geht auf Biografie und Werk ein und ist anregend, der kritische Bericht lässt dem Interpretierenden Freiraum für eigene Entscheidungen. Der Schweizer Verlag Kunzelmann hat in den letzten Monaten in verdienstvoller Weise noch etliche weitere Stücke für Violine und Orchester von Henri Vieuxtemps als Klavierauszüge veröffentlicht.

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In seinem späteren Leben konzertierte Vieuxtemps in Amerika, Europa und Russland, er war ein begabter Lehrer (Ysaïe, Hubay) und (immer noch) fleissiger Komponist. Nebst seinen Violinkonzerten und Streichquartetten hat er auch für Violine und Klavier geschrieben.

Die im umfangreichen Auswahl-Heft Henri Vieuxtemps Repertoire für mich herausragenden Stücke sind die 3 Romances sans paroles: Chant d’amour, Désespoir und Souvenir, die zwischen drei und vier Minuten dauern. Ihr Titelcharakter kommt deutlich zum Ausdruck und wird verstärkt durch pianistisch reiche Rhythmik und überraschende harmonische Wendungen. Die anderen längeren Stücke sind mit viel Virtuosität gespickt, an welcher auch das Klavier beteiligt ist. Lustig ist das dritte Morceau de salon: La Chasse, bei dem die G-Saite auf b hinaufgestimmt werden muss und so die notierten Töne eine Terz höher klingen. Das Vorwort schildert Vieuxtemps’ Leben und Verdienste und charakterisiert die im Heft enthaltenen Werke. Die Violinstimme hat Friedemann Eichhorn mit Fingersätzen und Bogenstrichen versehen. In der Klavierstimme ist die Solostimme so wie in den Erst- und Frühdrucken belassen.

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Henri Vieuxtemps: Air varié Nr. 3, Ausgabe für Violine und Klavier, Erstdruck, hg. von Olaf Adler, GM-1954a, Fr. 14.00, Edition Kunzelmann, Adliswil

Henri Vieuxtemps Repertoire. Die schönsten Stücke für Violine und Klavier, hg. von Wolfgang Birtel und Friedemann Eichhorn, ED 22603, € 28,00, Schott, Mainz u.a.

Filigran verspielter Post-Post-Rock

Die Lausanner Band Honey for Petzi zeigt auf «Observations + Descriptions» eine völlig neue Klangpalette.

Honey for Petzi. Foto: Sami Benhadj Djilali

Seit dem letzten Album des eigenartig benamsten Trios aus Lausanne ist ein halber Weltuntergang verstrichen. Während diesen elf Jahren sind die Geschmäcker von Honey for Petzi offensichtlich einer umfassenden Revision unterzogen worden. Damals bauten Sami Benhadj Djilali, Philippe Oberson und Christian Pahud noch ganz auf die Kraft einer konventionellen Bestückung mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und drei Stimmen. Damit strickten sie postrockende Klangmuster, die mit petardenartigen Synkopen und vertrackten Sprüngen gespickt waren und dem pionierhaften Produzenten Steve Albini aus Chicago so gut genug gefielen, dass er ein Album für sie produzierte (Heal All Monsters, 2001). Acht LPs veröffentlichte die Band im Verlauf ihrer ersten Schaffensphase und brachte es damit zu einigem Ruhm auch auf internationaler Ebene.

Dass es in den Köpfen von Honey for Petzi in den Jahren der Stille mächtig gegärt hat, zeigt sich schon im ersten Stück auf ihrem freudvollen Comeback-Album. Ecoute nimmt ein paar alte Elemente – rhythmische Finten, repetitive Gitarrenmuster – und verpasst ihnen eine gänzlich neue Klangpalette. Zum konventionellen Schlagzeug gesellt sich nun Mbira-artige Perkussion, die wohl vom Computer generiert wurde, auch andere «präparierte» Klänge sind auszumachen. Die Gitarre hat eindeutig weichere Saiten aufgezogen als anno dazumal, dem feisten Bass kommt eine melodietragende Funktion zu. Dazu kommt eine gelassene Gesangsmelodie in ungewohnt hohen Lagen, und noch ungewohnter für die Petzis: Gesungen wird auf Französisch.

Auch die Wärme der detailreichen Produktion von Ecoute ist typisch für die versöhnliche, ja heitere Stimmung der nachfolgenden Stücke. Weder die neuen, elektronischen Zutaten noch die deutlich weniger zackige Gangart tun den angestammten Qualitäten oder gar der Dynamik der Band Abbruch – im Gegenteil: Die fein gesponnene Komplexität der Muster kommt nun eher besser zur Geltung. «Wir haben da weitergemacht, wo wir mit General Thoughts and Tastes aufgehört haben», heisst es im PR-Text. «Es war ein Album, das bereits mehr ‹Pop›-Formate enthielt, als wir zuvor gemacht hatten.» Wenn mit «Pop» smarte, leichtfüssige, elektronische Bands wie Hot Chip gemeint sind, nun gut. Ansonsten liegt Observations + Descriptions in all seiner schillernden Ideenvielfalt meilenweit entfernt von gängigen Pop-Schemen. Der Höhepunkte hat es viele, herauszuheben wäre vielleicht noch das verträumte Infini mit seinen sphärischen Gitarrenmustern. Herrlich.

Honey for Petzi: Observations + Descriptions. Two Gentlemen TWOGTL 093

Eine «Handgelenksarbeit»

Richard Strauss’ zweites Hornkonzert entstand in den reifen Jahren. Um die Uraufführung und die Schweizer Erstaufführung kursieren einige Gerüchte.

Uraufführungsort von Richard Strauss‘ Hornkonzert Nr. 2: Salzburger Festspielhaus. Foto: Optimale / wikimedia commons CC BY-SA 3.0

Im März 2021 besprach ich die Neuausgabe des ersten Hornkonzertes op. 11 von Richard Strauss (SMZ 3/2021), und es ist mir eine Freude, nun die Neuausgabe des zweiten Hornkonzertes aus dem Jahre 1942 im Urtext und in ebensolch luxuriöser Ausgabe vor mir zu haben. Der Klavierauszug soll laut Herausgeber, entgegen dem für Begleiter halsbrecherischen Auszug der Boosey & Hawkes-Ausgabe, vereinfacht worden sein.

Sechzig Jahre reichen Schaffens waren seit der Entstehung von Opus 11 vergangen, und das zweite Konzert, nach der letzten Oper Capriccio entstanden, gehört zusammen mit dem Oboenkonzert, den Metamorphosen, und den Vier letzten Liedern zu den Werken der letzten Lebensjahre des Komponisten. Der Solohornist der Bayerischen Staatsoper, Josef Suttner, der die Hornpartien der Straussopern unter des Komponisten Leitung spielte, hatte um ein zweites Konzert für sein Instrument gebeten. Für die Uraufführung an den Salzburger Festspielen unter Karl Böhms Leitung im August 1943 sah die Festspielleitung allerdings den Solohornisten der Wiener Philharmoniker, Gottfried von Freiberg anstelle des sechzigjährigen Suttner vor.

Alle diese Geschichten, teils aus der Gerüchteküche der Festspiele, über die vorzeitige Abreise von Richard Strauss aus Salzburg nach einer Probe des Hornkonzertes sowie die erste Aufführung des Werks in der Schweiz mit dem Solisten Hans Will und dem Dirigenten Hermann Scherchen 1944 in Winterthur, die eine abenteuerliche Notenmaterialbeschaffung nötig machte, erzählt der Herausgeber Hans Pizka in seinem äusserst spannend zu lesenden Vorwort.

Eher als Kuriosität legt der Herausgeber, selbst einstiger Student Gottfried von Freibergs, eine Hornstimme bei mit Bezeichnungen der Ventilgriffe für das heute gebräuchliche Doppelhorn, vergleichend mit dem bei der Uraufführung vermutlich gespielten Wiener F-Horn: Eine Sisyphusarbeit für interessierte Hornspieler, die sich durch solche Hieroglyphen durcharbeiten wollen. Das zweite Hornkonzert, für Richard Strauss laut eigenen Angaben eine «Handgelenksarbeit», hat sich fin der Horn-Welt als das zentrale Solowerk für dieses Instrument herausgestellt.

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Richard Strauss: Hornkonzert Nr. 2 Es-Dur, hg. von Hans Pizka, Klavierauszug, HN 1255, € 23.00, G. Henle, München

Mehr Ausbildungsplätze für Musiktherapie

Der Deutsche Musikrat und die Deutsche Musiktherapeutische Gesellschaft fordern mehr Ausbildungskapazitäten im Bereich der Musiktherapie.

Foto: microgen/depositphotos.com

Aufgrund der Belastungen durch die Corona-Zeit und angesichts des Kriegs in der Ukraine, schreibt der Musikrat, hätten psychische und psychosomatische Störungen stark zugenommen, wie zahlreiche aktuelle Studien belegen. Musik könne sich positiv auf Körper, Geist und Seele auswirken und daher auch ohne Worte Verbindung zwischen Menschen schaffen – gerade im professionellen musiktherapeutischen Umgang mit dem seelischen Leid geflüchteter Menschen.

Doch obwohl die Hochschulrektorenkonferenz die Musiktherapie inzwischen als «Kleines Fach» anerkannt hat und damit ihre Relevanz unterstreicht, sind die Ausbildungskapazitäten für den musiktherapeutischen Bereich sehr begrenzt: Derzeit wird nur an sieben Hochschulen in Deutschland ein Musiktherapiestudium mit Bachelor- oder Masterabschluss angeboten.

Klingende Konversationen

Insgesamt 27 Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen führten die Pianistin Anicia Kohler nicht nur zu ihrer betont harmonischen Soloplatte «Songs vom Dach» an, sondern auch zu einem lesenswerten Begleitband.

Anicia Kohler. Foto: Karin Salathé

Mit dem Lockdown im Frühling 2020 gingen auch Anicia Kohlers Strukturen flöten. Weshalb sich die Berner Pianistin selbst Hausaufgaben auferlegte, wie sie im Vorwort des Begleitbandes zu ihrem neuen Album Songs vom Dach schreibt: «In normalen Zeiten ist mein Leben von Begegnungen mit den unterschiedlichsten Leuten geprägt.» Diesen Austausch vermisste sie aufs Schmerzlichste, was die Künstlerin zu 27 Gesprächen anregte – etwa mit einem Landwirt, einer Gemeindepräsidentin oder einer Opernsängerin. In der Folge dokumentierte sie diese Konversationen sowohl schriftlich als auch musikalisch.

Das 150-seitige Büchlein mit dem Titel Die Wände hoch aufs Dach und die Platte bilden zwei Veröffentlichungen, die sich wunderbar ergänzen, aber auch alleine funktionieren. An dieser Stelle soll auf den Tonträger fokussiert werden, erschienen beim neuen Basler Label «Clap Your Hands», das die Saxofonistin Sarah Chaksad und der Produzent Patrik Zosso vor Kurzem gegründet haben. Die neun Stücke für Flügel, gesampelte Klaviere und Haushaltsgeräusche fussen im solitären Jazz. Während der Opener Vielleicht anders wie eine Studie der Kontemplation und Melancholie daherkommt, präsentiert sich das anschliessende Entgegenkommen als perlende und zugleich getragene Suche nach Offenheit. Laut Anicia Kohler beschäftigen sich die Songs samt und sonders mit den goldenen Regeln des Zusammenlebens. Welche das im Einzelnen sind, verrät sie zwar nicht, doch sie lässt durchblicken, dass sich die Platte mit Zuhören, Mut oder Respekt beschäftigt.

Folgerichtig zeigt sich die Musik auf Songs vom Dach nicht nur betont harmonisch, sondern auch aufgeschlossen, neugierig und stets auf einen gangbaren Weg aus. Obschon Tracks wie Mehr, Mehr auch mal die Krallen auszufahren imstande sind, verströmt die Musik mehrheitlich eine Atmosphäre der Verbindlichkeit und Versöhnung. Dass die Songs vom Dach ebenso reif wie gelassen klingen, fügt sich da bestens in das von Anicia Kohler kreierte Soundpuzzle.

Anicia Kohler: Songs vom Dach. 9 Stücke für Flügel, gesampelte Klaviere und Haushaltsgeräusche. Clap Your Hands CYH 0003B

id.: Die Wände hoch aufs Dach. 27 Gespräche über Natur, Kunst und Zuhausesein (Buch), 150 S., CYH, ISBN 978-3-033-08988-4

Rätsel lösen und Oper spielen

Vom Klassenmusizieren im Schulzimmer auf die Opernbühne. Kinder und Profis führen in Basel gemeinsam Detlev Glanerts «Die drei Rätsel» auf.

«Die drei Rätsel»: ein Opernabend mit der Orchesterschule Insel in Basel. Foto: Matthias Müller

Das Inselschulhaus steht in einem der sozial schwächsten Quartiere Basels. Der Ausländeranteil und die Anzahl der Sozialhilfeempfänger gehören zu den höchsten im Kanton. Hier nahm vor acht Jahren ein spannendes Klassenmusizier-Projekt seinen Anfang. Im zweiten und dritten Primarschuljahr steht drei Mal pro Woche das Erlernen eines Streichinstruments auf dem Lehrplan. Vor sechs Jahren gründete die Cellistin und Leiterin des Klassenmusizierens, Dorothee Mariani, den Verein Orchesterschule Insel, um den Kindern die Möglichkeit zu bieten, in einem Orchesterverband mit Profis zusammen musikalische Erfahrungen zu sammeln. Der Verein hat sich über das angestammte Schulhaus hinaus geöffnet und zählt inzwischen rund 50 musizierende Kinder. Sie bekommen jeweils freitagnachmittags unter der Anleitung von Berufsmusikerinnen und -musikern instrumentenspezifischen Gruppenunterricht. Am Samstagvormittag wird gemeinsam geprobt: «Der Unterricht ist gratis und die Kinder erhalten unentgeltlich ein Instrument, das sie zum Üben mit nach Hause nehmen dürfen. Als Gegenleistung werden der regelmässige Probenbesuch sowie eine entsprechende Vorbereitung verlangt», schreibt die Musikerin auf der Webseite. Es gibt vier Leistungsniveaus. Ein wichtiges Prinzip des Unterrichts besteht darin, dass die Fortgeschrittenen den Anfängern beim Lernen helfen. Neben klassischem Streicherrepertoire spielt die Orchesterschule Volksmusik aus den verschiedenen Herkunftsländern der Kinder.

Funktionierendes Konzept

Die Aufführung der Kinderoper Die drei Rätsel beweist, dass das instrumentale Lernen in heterogenen Gruppen an der Volksschule eine gültige Alternative zum konventionellen Instrumentalunterricht an Musikschulen sein kann. Der in die Stundentafel integrierte Instrumentalunterricht erreicht Kinder, die niemals an eine Musikschule gehen würden, dies aus sozialen, aber vor allem auch aus finanziellen Gründen. Die Arbeit in einem Orchester mit professioneller Anleitung, wie sie an der Orchesterschule angeboten wird, scheint die Kinder mächtig zu motivieren. Rund 100 Kinder und Jugendliche der Orchesterschule Insel, der Mädchen- und Knabenkantorei Basel, der Primarschule Insel, von Musikschulen sowie einige Mitglieder des Sinfonieorchesters Basel waren beteiligt an dieser gelungenen Aufführung. Zu den 20 fortgeschrittensten Streicherinnen und Streichern der Orchesterschule gesellten sich Instrumentengruppen aus verschiedenen Musikschulen beider Basel, z. B. Flöten, Gitarren, Blasinstrumente und Perkussion. Es war ein wunderbares Erlebnis, die vielen kleineren und grösseren Kinder anderthalb Stunden konzentriert am Pult sitzen und aufmerksam den Signalen des Dirigenten folgen zu sehen. Die restlichen Kinder der Orchesterschule spielten, sangen und tanzten auf der Bühne zusammen mit den jungen, hervorragenden Gesangsprofis, oder sie halfen hinter der Bühne mit. An der besuchten Vorstellung am 13. Mai spielte der 11-jährige Yannick Köllner die Hauptrolle des Lasso. Er besucht die Musikschule Liestal, und sein Lehrer war als Solist mit auf der Bühne. Mit hübscher, intonationssicherer Stimme bewegte er sich darstellerisch souverän und bewältigte ohne Probleme die rhythmischen Klippen seiner umfangreichen Partie. – Chapeau!

Pyjamaparty mit Prinzessin

Unter der klaren Leitung von Stefano Mariani wurde die abwechslungsreiche, farbig instrumentierte und rhythmisch anspruchsvolle Partitur von Detlev Glanert überzeugend interpretiert. Trotz widriger räumlicher und akustischer Umstände – das Stadt-Casino ist als Theaterraum nun einmal nicht geeignet – gelang ein unterhaltsamer Opernabend. Maria Riccarda Wesseling setzt in ihrer Regie auf Bewegung, Humor und Symbolik. Die Figuren werden theatralisch und plastisch herausgearbeitet. Das lieblose Elternhaus des kleinen Lasso personifiziert sich in seiner hysterischen Mutter (Christina Campsall), die aggressiv mit ihrem Staubsauger hantiert, die Erwachsenenwelt versteckt sich hinter uniformen und bedrohlichen Masken. Lasso flüchtet aus seiner biederen Welt und erträumt sich eine Prinzessin am Königshof. So einfach lassen sich seine Träume allerdings nicht umsetzen. Auf der Flucht wird er fast durch den vergifteten Kuchen seiner Mutter getötet und am Hof trifft er einen vertrottelten König (Robert Koller) und lauter skurrile Figuren. Die Prinzessin (Sophia Schwendimann) ist spröde und schützt sich mit einer übergrossen Krinoline. Er kann sie nur für sich gewinnen, wenn er ihr drei Rätsel stellt, die sie nicht lösen kann. Dieser Plan geht auf. Der König findet die Rätsel alle nur dumm und niemand am Hof weiss die Lösungen. Er darf eine Nacht mit der Prinzessin verbringen, ohne sie anzufassen. Während dieser gemeinsamen unschuldigen Pyjamaparty blüht sie auf, der Königshof geht unter und das junge Paar geht zusammen mit dem Galgenvogel (Akinobu Ono), einem guten Freund, hinaus ins Leben.

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Stefano Mariani probt mit dem Orchester. Foto: orchesterschule-insel.ch

Strengthening Music in Society

During the congress of the European Association of Conservatories (AEC) which took place in October 2022 in Antwerp, an article entitled ‚Musicians as makers in society: a conceptual foundation for contemporary professional higher music education‘ caused a stir. This aims to put at the heart of the tertiary space of music education certain concepts such as artistic citizenship, critical reflection, cultural entrepreneurship and social commitment.

Antoine Gilliéron — So , how can we train today very high-level young musicians who are also artists capable of positively impacting society beyond their musical practice? This article intends to highlight good practices in our Hautes Écoles of Music on this subject.

Musician as a maker in society

The ideas listed above in relation to social and civic responsibility are explored in this seminal article in their interactions with historically central concepts for music education, namely artistic excellence, imagination and creativity as well as musical heritage.

Based on the particular ethnomusicological notion of musicking (see insert), the latter provides dynamic responses to the needs of society. The role of musician being therefore defined as a creator in society, this vision is supported on the one hand by an immersion in the artistic milieu and on the other hand by a sustained practical experience within the city with the intention of guaranteeing a transition to professional life capable of responding to the problems encountered by the communities.

Ainsi, un changement de paradigme est reconnu par toutes les parties prenantes comme nécessaire pour repenser le fondement conceptuel de l’espace musical d’enseignement supérieur. Il s’agit de soutenir et de renforcer les pratiques musicales professionnelles qui vont dans ce sens, en prêtant attention à ce changement de paradigme et aux relations d’interdépendance qu’il met en évidence entre la vision, l’artisanat et l’art d’un.e musicien.ne et son engagement dans et pour la société. Maintenir ce flux énergisant entre l’artisanat artistique et l’imagination d’une part, ainsi que la pertinence et l’engagement sociétaux d’autre part, est un défi central et croissant pour les HEM de notre pays.

Quelques exemples dans les HEM helvétiques

« L’HEMU prend ses quartiers » est un projet de médiation visant à ce que les étudiant.es en Master de pédagogie réalisent un travail de démocratisation de la musique dans les quartiers populaires de Lausanne.

« Les concerts du cœur » soutenus par la HEM Genève – Neuchâtel consiste à faire entrer la musique dans des EMS, hôpitaux et prisons en offrant des concerts gratuits aux populations s’y trouvant.

À Lugano, une initiative de l’école de musique a pour but d’offrir aux élèves ukrainien.nes réfugié.es des cours gratuits dispensés par les élèves en Master de pédagogie et notamment des étudiant.es de nationalité russe et ukrainienne.

Du côté de Bâle, la présence de la Haute École dans la société se manifeste par divers projets comme de la médiation musicale dans les musées, institutions de soins et écoles ou encore des récoltes de fonds pour aider humanitairement l’Ukraine.

« Music in context » à Berne permet de structurer les curriculums via l’organisation des Major et Minor autour de la question centrale de la médiation culturelle et des formats de concerts innovants.

Lucerne, Zurich et Kalaidos aussi proposent de telles initiatives qui sans l’ombre d’un doute apportent énormément à la cohésion sociale, au renouveau du rôle de musicien.ne dans la société ainsi qu’à l’élargissement des perspectives professionnelles pour les étudiant.es en musique.

L’essence de la musique ne réside pas dans les œuvres musicales mais dans la participation à la représentation de celles-ci et à l’action sociale. La musique n’est donc pas tant un nom qu’un verbe : faire de la musique. Faire de la musique, c’est prendre part, sous toutes ses formes, à une performance musicale, et le sens du musicking réside ainsi dans les relations qui s’établissent entre les participant.es (y compris le public) par la performance. La musique fait partie de ce processus iconique et gestuel qui consiste à donner et à recevoir des informations sur les relations qui unissent le monde vivant. Il s’agit en fait d’un rituel par lequel les participant.es non seulement apprennent, mais expérimentent directement la façon dont ils se positionnent ou devraient se positionner en lien avec les êtres humains et le reste du monde. Ces relations idéales sont souvent extrêmement complexes, trop complexes pour être exprimées par des mots, mais elles sont exprimées sans effort par la performance musicale, permettant aux participant.es de les explorer, de les affirmer et de les célébrer. La musique est donc aussi importante pour notre humanité que la participation à des actes de parole, et tous les êtres humains naissent capables d’y prendre part, non seulement en comprenant les gestes existants, mais aussi étant capables de créer les leurs.

Unerreichtes Original

Michael Töpels Bearbeitung von Mozarts Hornquintett ist nicht die erste.

Foto: Logan81/depositphotos.com

Eine Bearbeitung von Mozarts Hornquintett KV 407 als Trio für Violine, Horn und Klavier rechtfertigt sich lediglich als Programmergänzung zum berühmten Horntrio op. 40 von Johannes Brahms, obwohl doch Originalalternativen zur Kombination vorhanden wären: Lennox Berkeley, Don Banks, Charles Koechlin u. a. Abgesehen davon, dass bereits eine Transkription des Mozartquintetts für Trio von Carl Ernst Nauman (1832–1910) im Verlag Breitkopf greifbar ist.

Die besondere, dunkle Klangmischung des Originals, Horn, Violine, 2 Violen, Violoncello, spricht deutlich für die ursprüngliche Version.

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Wolfgang Amadeus Mozart: Trio in Es nach dem Hornquintett KV 407, für Violine, Horn und Klavier bearb. von Michael Töpel, EM 2157, € 24.00, Edition Merseburger, Kassel

«Taurus»-Gala erstmals in der Schweiz

Am 24. September 2022 wird die Europäische Kulturpreisgala zur Verleihung des «Taurus» in der Tonhalle Zürich zu Gast sein. Der Preis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen Europas und wird zum ersten Mal in der Schweiz verliehen.

Mit dem Taurus-Award werden Persönlichkeiten, Initiativen, Künstler, Politiker und Institutionen für ihre herausragenden Verdienste und Leistungen um und für Europa und die Menschen Europas geehrt. In den letzten Jahren waren das unter anderem die Tenöre Thomas Hampson, René Pape, Piotr Beczala und die Sopranistin Nina Stemme, das Jugendorchester der Europäischen Union, die Wiener Staatsoper sowie Dirigentin Simone Young.

Gastgeber des Abends ist das Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung seines Musikdirektors Paavo Järvi. Auftreten werden unter anderem die Cellistin Sol Gabetta, die Wagner- und Strauss-Interpretin Camilla Nylund, der Bassbariton Bryn Terfel und der Geiger Nigel Kennedy.

«Taurus»-Gala erstmals in der Schweiz

Am 24. September 2022 wird die Europäische Kulturpreisgala zur Verleihung des «Taurus» in der Tonhalle Zürich zu Gast sein. Der Preis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen Europas und wird zum ersten Mal in der Schweiz verliehen.

Tonhalle-Orchester Zürich. Foto: Gaëtan Bally

Mit dem Taurus-Award werden Persönlichkeiten, Initiativen, Künstler, Politiker und Institutionen für ihre herausragenden Verdienste und Leistungen um und für Europa und die Menschen Europas geehrt. In den letzten Jahren waren das unter anderem die Tenöre Thomas Hampson, René Pape, Piotr Beczala und die Sopranistin Nina Stemme, das Jugendorchester der Europäischen Union, die Wiener Staatsoper sowie Dirigentin Simone Young.

Gastgeber des Abends ist das Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung seines Musikdirektors Paavo Järvi. Auftreten werden unter anderem die Cellistin Sol Gabetta, die Wagner- und Strauss-Interpretin Camilla Nylund, der Bassbariton Bryn Terfel und der Geiger Nigel Kennedy.

«Presenza» mit Sol Gabetta

Unter der künstlerischen Leitung von Sol Gabetta findet vom 3. bis 5. Juni erstmals das Festival «Presenza» im LAC Lugano statt. Es will klassisches Repertoire in neue Zusammenhänge setzen.

Sol Gabetta beim Proben im LAC Lugano. Foto: Luca Sangiorgi,Foto: Kaupo Kikkas,SMPV

Das moderne Luganeser Kulturzentrum, die Heimstätte des Orchestra della Svizzera italiana (OSI), bietet den Rahmen für die Inszenierung und Visualisierung von bekannten Werken. Das OSI hat der argentinischen Cellistin und Wahlschweizerin, die am Festival auch als Interpretin zu hören ist, eine Carte blanche für «das Festival Presenza» gewährt. Es ist auf mehrere Jahre angelegt.

Der Kurator Balthazar Soulier setzt die von der künstlerischen Leiterin Sol Gabetta programmierten Werke in Szene. Bekannte Cello-Konzerte werden dabei mit wenig aufgeführten Stücken kombiniert. Ziel ist, gewohnte Konzertabläufe zu durchbrechen und eine theatralische Dimension zu schaffen.

«Wir sind überzeugt, dass bereits kleinere Anpassungen des klassischen ‹Konzert-Rituals› und des Programms eine grosse Wirkung haben können», wird Sol Gabetta in der Medienmitteilung vom 22. Mai zitiert. «Was das Repertoire betrifft, werde ich mit dem OSI Cellostücke aus dem 19. Jahrhundert wiederbeleben. Darunter Werke, die von populären Opernarien inspiriert wurden, leider in Vergessenheit geraten sind und heute kaum mehr gespielt werden. Dabei agiere ich nicht als klassische Solistin, sondern integriere mich voll und ganz ins Orchester und werde Teil eines neuen musikalischen Erlebnisses.»

https://www.osi.swiss/presenza
 

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Das Orchestra della Svizzera italiana vor dem Kulturzentrum LAC in Lugano

Soziale Konzerterlebnisse dank virtueller Realität

Die Technische Universität Chemnitz entwickelt mit Partnerinnen und Partnern eine soziale Virtual-Reality-Anwendung (VR) zum gemeinsamen Erleben von Konzerten und Theateraufführungen abseits von TV und Live-Stream.

Foto: Maxim Hopman/unsplash.com (s. unten),SMPV

Mit Virtual Reality (VR) soll das Erlebnis von kulturellen Live-Shows nun zum ersten Mal von der Bühne nach Hause gebracht werden können. Ein Projektverbund entwickelt dazu derzeit eine VR-Anwendung, die Bühneninhalte live und dreidimensional in virtuelle Veranstaltungsräume überträgt, die von interessierten Personen als Avatare gemeinsam besucht werden können.

Neben der TU Chemnitz sind das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS aus Erlangen, Die Etagen GmbH aus Osnabrück, die YOUSE GmbH Berlin sowie die point omega AG aus Heidelberg am Forschungsprojekt beteiligt.

Homepage des Projektes: www.socialstagevr.de

 

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