Kompetenzzentrum Musikvermittlung der HKB

An der Berner Hochschule der Künste (HKB) soll ein Kompetenzzentrum für Musikvermittlung aufgebaut werden. Vorgestellt worden ist das Projekt im Rahmen von Musikfestival Bern.

Foto: dorioconnell, istockfoto

Getragen wird das «Kompetenzzentrum Musikvermittlung und Laboratorium Musikvermittlung» der HKB im Wesentlichen von Barbara Balba Weber, die mit «Tönstör» in Bern eine als Verein organisierte Infrastruktur für Musikvermittlung an Kinder und Jugendliche aufgebaut hat.

Das Kompetenzzentrum soll Anlaufstelle für Veranstalter, Ensembles und weitere Interessierte sein, die Vermittlungsprojekte durchführen oder evaluieren wollen.

Im Rahmen von Musikfestival Bern sind unter dem Titel «Totally Flipside» Projekte präsentiert worden, die Tönstor mit verschiedenen Berner Schulklassen durchgeführt hat. Zum «Handwerk zur Vermittlung Neuer Musik an Kinder und Jugendliche» ist an dem Anlass auch eine Dokumentation präsentiert worden, die bei Barbara Balba Weber bezogen werden kann.

Mehr Infos: www.toenstoer.ch

Kanton Aargau unterstützt Kulturbetriebe erneut

Der Regierungsrat spricht argovia philharmonic, KiFF Aarau, Künstlerhaus Boswil und Murikultur ein weiteres Mal Betriebsbeiträge für die Jahre 2014 bis 2016 zu. Er «bestätigt damit die mindestens kantonale Bedeutung dieser privaten Kulturinstitutionen».

Das Jugend-Sinfonieorchester Aargau beim Künstlerhaus Boswil. Foto: zvg

Bei allen vier Institutionen sieht die Kulturkommission die Voraussetzungen für eine Weiterführung der Betriebsbeiträge gegeben. Durch den Entscheid des Regierungsrats werden folgende Kulturinstitutionen in den nächsten drei Jahren jährliche Betriebsbeiträge erhalten: das argovia philharmonic 400’000 Franken, das KiFF Aarau 200’000 Franken, das Künstlerhaus Boswil 350’000 Franken und Murikultur 150’000 Franken. Die Betriebsbeiträge werden an Leistungsvereinbarungen mit einer Laufzeit von drei Jahren geknüpft.

Die mit Betriebsbeiträgen unterstützten Institutionen können weiterhin Projektunterstützung aus dem Swisslos-Fonds beantragen. Weitere Institutionen mit kantonalen Betriebsbeiträgen sind das Schweizerische Kindermuseum in Baden, das Museum Langmatt in Baden, das Stapferhaus in Lenzburg, das internationale Festival für Animationsfilm Fantoche in Baden sowie Tanz und Kunst Königsfelden in Windisch.
 

BAK fördert das Kulturschaffen von Laien

Das Bundesamt für Kultur (BAK) fördert Projekte im Bereich musikalische Bildung, Projekte von Organisationen kulturell tätiger Laien sowie kulturelle Anlässe und Projekte für ein breites Publikum. Dies im Sinne des Kulturförderungsgesetzes (KFG), das dem kulturellen Schaffen von Laien grössere Bedeutung einräumt.

Bild: CFalk / pixelio.de

Das BAK kann Projekte der musikalischen Bildung fördern, die Kinder und Jugendliche beim Erwerb und bei der Entwicklung ihrer musikalischen Kompetenzen im ausserschulischen Bereich unterstützen (Art. 12 KFG).

Weiter können Finanzhilfen an Laienorganisationen für Vorhaben vergeben werden, die sich an den Zielen des UNESCO-Übereinkommens zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes orientieren, insbesondere im Bereich der Vermittlung und Weitergabe von lebendigen Traditionen an Jugendliche (Art. 14 KFG).

Auch können kulturelle Anlässe und Projekte unterstützt werden, die ein breites Publikum für bestimmte Aspekte des Kulturschaffens interessieren wollen, namentlich Feste im Bereich der Laien- und Volkskultur oder gesamtschweizerische Aktionstage (Art. 16 KFG).

Gesuche für entsprechende Projekte oder Anlässe für das Jahr 2014 können bis zum 31. Oktober 2013 beim Bundesamt für Kultur eingereicht werden. Die Gesuchsformulare und Wegleitungen stehen ab sofort auf www.bak.admin.ch unter der Rubrik «Aktuell > Aktuelle Ausschreibungen» bereit.

Matei folgt bei der Camerata Zürich auf Müller

Raluca Matei übernimmt ab der Saison 2013/2014 die Geschäftsleitung der Camerata Zürich. Die schwedische Bratschistin und Musikmanagerin folgt damit auf Marco Müller, der sich anderen Verpflichtungen widmen wird.

Foto: Camerata Zürich/steucheli,Tobiasson
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Raluca Matei

Raluca Matei wurde 1975 im rumänischen Temesvar geboren und studierte Bratsche an der Hochschule für Musik «Hanns Eisler» in Berlin bei Kim Kashkashian sowie Kulturmanagement an der Universität Basel.

Zwischen 2002 und 2013 amtete sie als alternierende Solobratschistin des Kammerorchesters Musica Vitae (SWE). Von 2005 bis 2010 war sie überdies als Mitglied der geschäftsführenden Intendanz des Kammerorchesters tätig. Zuletzt verantwortete sie das Management des Schweizer Ensembles Laboratorium. Zudem übernahm sie 2012 die Geschäftsleitung der Association du Concours Nicati.

Als künstlerischer Leiter der Camerata Zürich amtet seit der Saison 2011/12 der Cellist und Komponist Thomas Demenga.

Der Einsiedler Bach

Johann Christian Bach (1735-1782) hat in der Musikwissenschaft zur Abgrenzung von den anderen Familienmitgliedern verschiedene Beinamen. Man spricht vom Mailänder Bach, vom Londoner Bach, vom Pariser Bach, vom katholischen Bach. Schon diese Aufzählung deutet darauf hin, dass der jüngste Sohn von Johann Sebastian Bach in seinem Leben geographisch die weitesten Kreise zog. Im 18. Jahrhundert war Johann Christian international gesehen zweifellos das berühmteste Mitglied der Musikerfamilie Bach. Aber warum soll er der Einsiedler Bach sein?

Älteste Abschrift des Miserere aus dem Jahr 1757: Deckblatt Violine 1,Fotos: zvg

Kurz vor seinem 15. Geburtstag starb sein Vater in Leipzig. Johann Christian kam in die Obhut seines ältesten Bruders Carl Philipp Emanuel nach Potsdam. Bereits vier Jahre später zog er nach Italien, um seine Studien fortzuführen. Ihm war es vergönnt, zu verwirklichen, wovon sein Vater und seine Brüder nur träumen konnten. Die sieben Jahre in Italien (1754-1762) sollten für den jungen Komponisten von grosser Bedeutung werden. In der Person des vermögenden Mailänder Grafen Agostino Litta fand er einen musikbegeisterten Mäzen und in Padre Giovanni Battista Martini von Bologna einen der besten Lehrer Europas. Zum Verdruss seiner Verwandtschaft trat Johann Christian bereits im Jahre 1757 zum katholischen Glauben über – zugegeben nicht ganz selbstlos. Ein Mailänder Domorganist musste katholisch sein. Zu seinen ersten Kompositionen für seinen Mäzen zählen das Totenoffizium und die Totenmesse (1757). Eine Laufbahn als katholischer Kirchenmusiker schien vorgezeichnet. Leider kam es anders. Johann Christian wurde angesteckt vom Opern-Virus, das damals in ganz Italien, so auch in Mailand grassierte. Er liess die Kirchenmusik immer mehr beiseite, begann, Opern zu komponieren und erhielt verlockende Angebote – sogar aus London. Bereits im Herbst 1762 liess er sich für ein Jahr beurlauben, zog nach London – und kam nie mehr zurück. Den Rest seines Lebens verbrachte er in London und Paris, schrieb vor allem Opern, Konzerte und Sinfonien und mied die Kirchenmusik. Die Jahre in Mailand sollten nur eine kurze Episode in seinem Leben bleiben. Aber ausgerechnet in dieser Episode wurzelt der Bezug zum Kloster Einsiedeln.

Von 1675-1852 führten die Einsiedler Mönche ein Filial-Kloster mit einer Schule in Bellinzona. Dadurch verfügte Einsiedeln über einen direkten Zugang in den Süden, speziell nach Oberitalien mit den Musikzentren Mailand, Como und Bergamo. In der Person des späteren Abtes Marian Müller war gar ein Einsiedler Pater wie Johann Christian Bach Musikstudent in Mailand. Persönliche Kontakte sind zwar nicht nachweisbar, aber mehr als wahrscheinlich. Anders ist kaum erklärbar, warum nach dem Stand der heutigen Forschung in der Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln weltweit der grösste Bestand an frühen Abschriften von Johann Christian Bachs Sakralwerken liegt. Zeitgenössische Abschriften, keine Autographe. Aber seit dem Zweiten Weltkrieg müssen die in Hamburg gelagerten Autographe als zerstört gelten. Damit werden die Einsiedler Abschriften zu den ältesten Quellen. In der Einsiedler Musikbibliothek liegen 32 originale Kirchenmusikwerke von Johann Christian Bach, darunter die weiter oben genannte Totenmesse und der Psalm Miserere, der ebenfalls im September vom Bach Ensemble Luzern neu aufgeführt wird. Dazu kommen 29 Kontrafakturen, 8 davon aus sakralen Werken und 21 aus Opern – ein sprechendes Zeichen dafür, dass das Opern-Virus auch ins Kloster eingedrungen war. Die verlorene Oper Temistocle kann nur durch 14 in Einsiedeln erhaltene Kontrafakturen wenigstens musikalisch teilweise rekonstruiert werden. Alles in allem doch Grund genug, vom Einsiedler Bach zu sprechen.
 

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Ausschnitt aus dem Miserere B-Dur von Johann Christian Bach. Frühe Abschrift aus der Musikbibliothek Einsiedeln.

Konzert mit Werken von Johann Christian Bach

Jazz, Rock&Pop-Nachwuchs

Am 31. August trafen sich neun Bands im Rahmen des zweiten Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs (SJMW) Jazz Rock&Pop zum «Come Together» im Jazzclub Moods in Zürich.

Ausschnitt aus dem SJMW-Plakat 2013. Bild: SJMW

Neun Bands hatten sich beim zweiten Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb Jazz Rock&Pop, der sich dieses Jahr in einem neuen Format präsentierte, für das Finale, das Come Togehter im Moods, qualifiziert. Die Bands wurden von einer neunköpfigen Jury bewertet. In der Jazz-Jury sassen Hans Peter Künzle, Florian Heeb, Thomas Dobler, Urs Röllin und Gregor Frei. Die Rock&Pop-Bands wurden von Martin Lehner, Daniel Schwarz, Claudio Cappellari und Christophe Rosset bewertet. Urs Schnell von der Suisa-Foundation moderierte den Anlass. In jeder Kategorie wurde eine Band zur besten gekürt. Es gab Sonderpreise und Eltern, Lehrer und Zuhörer hatten die Möglichkeit, sich mit der Jury und den Bands auszutauschen.

Auszeichnungen und Sonderpreise
Zur «Best of Band Jazz» wurde die Berner Band M’Adam(e) gewählt. Neben dieser Auszeichnung durfte die Band als Sonderpreis einen Auftritt im Rahmen des Schaffhauser Jazzfestivals 2014 entgegennehmen.
In der Kategorie Rock&Pop holte sich die Gruppe Funk Alliance aus dem Berner Jura den Titel «Best of Band Rock&Pop». Zudem darf die Band dank einem Sonderpreis an den Stanser Musiktagen 2014 auftreten.
Das Jakob Kulke Jazz Quintett bekam einen Gutschein für einen kostenlosen Besuch eines Jazz-Kurses im Rahmen der Musik-Kurswochen Arosa 2014 und BOBaDROP erhielt den EMCY–Preis (European Union of Music Competition for Youth). Dieser Sonderpreis bringt der Band ein Preisträgerprofil bei emcy.org und eventuell ergeben sich daraus Konzerte oder Masterclasses für Jazz in Europa.

Arosa Music Academy gefragter denn je

Der Verein Arosa Kultur kann bei den Musik-Kurswochen Arosa und bei der Arosa Music Academy einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnen. Gegenüber dem Vorjahr beträgt die Steigerung über sechs Prozent. Die Zunahme erfolgte dank einer Qualitätsoffensive und dank einem Ausbau des Angebots.

Cellounterricht mit der Pianistin Aglaja Sintschenko (München). Foto Homberger,Foto Homberger,SMPV

Mit einer Qualitätsoffensive sind die 1987 vom Verein Arosa Kultur gegründeten Musik-Kurswochen Arosa in den letzten drei Jahren gestärkt worden. Gleichzeitig wurden Möglichkeiten geschaffen, um das kulturell und touristisch bedeutende Angebot weiter auszubauen. Die Investitionen in der Gesamthöhe von über einer halben Million Franken machen sich bereits bezahlt. So stieg die Teilnehmerzahl in diesem Sommer gegenüber dem Vorjahr (1218 Teilnehmende) um fast sechs Prozent auf 1298. Damit wurde auch der bisherige Rekord aus dem Jahre 2011, als 1286 Teilnehmende nach Arosa pilgerten, minim überboten. Dazu kommen über 200 Lehrkräfte und mindestens 300 Angehörige, so dass sich wegen der Musik-Kurswochen Arosa in diesem Sommer mindestens 1800 Leute in Arosa aufhielten und total weit über 12 000 Logiernächte generiert werden konnten.

Besonders erfreut ist Arosa Kultur über die Entwicklung der erstmals 2011 durchgeführten Arosa Music Academy. Nahmen in den ersten zwei Jahren jeweils rund 50 Studierende an diesen an zwei Wochen im August und September angebotenen internationalen Meisterkursen teil, so sind es in diesem Jahr bereits 80. Damit wurde das bei der Lancierung genannte mittelfristige Ziel, rund 100 Teilnehmende, schon beinahe erreicht. Unter der Hauptleitung von Markus Fleck (casalQuartett) arbeiten Musiker wie etwa Konstantin Lifschitz (Klavier), Helge Slaatto und Ingolf Turban (Violine), Conradin Brotbek (Violoncello) und Christiane Oelze (Gesang) während einer Woche intensiv mit jungen Talenten aus zehn verschiedenen Nationen. Die internationale Ausrichtung stellt auch für die gut 40 Teilnehmenden aus der Schweiz eine grosse Bereicherung dar.
 

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Der Münchner Geiger Ingolf Turban unterrichtet Andrina Däppen (Violine) und Lisha Kim.

Unterstützt wird Arosa Kultur bei der Durchführung der Arosa Music Academy vor allem von der Kulturförderung Graubünden und vom Bundesamt für Kultur. Beide Institutionen tragen auch die Musik-Kurswochen Arosa mit, deren Angebot (rund 100 Musikkurse) sich im Gegensatz zur Academy schwergewichtig an Laien (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) richtet. Laut Christian Buxhofer, Präsident von Arosa Kultur, steht das Bundesamt für Kultur auch deshalb hinter dem Angebot, weil in Arosa sowohl die Breite (Musik-Kurswochen) als auch die Spitze (Academy) der musizierenden Jugend gefördert wird.

Um die kantonale und nationale Unterstützung auch in Zukunft rechtfertigen zu können, setzt Arosa Kultur weiterhin auf eine hohe Unterrichtsqualität und eine professionelle Organisation. Diese Ziele sollen durch kleine Klassen, hochkarätige Lehrkräfte, eine möglichst perfekte Infrastruktur und eine kompetente administrative Betreuung erreicht werden. Das Konzept der Arosa Music Academy, das neben dem Einzelunterricht in Anwesenheit aller Teilnehmenden auch intensive Kammermusik beinhaltet, hat sich laut Markus Fleck bewährt. Für die nächsten Jahre ist aber ein punktueller Ausbau vorgesehen. Und um keine Interessenten mehr abweisen zu müssen, soll es neu neben den Aktiven auch die Kategorie «Hörer» geben. Studierende, die dem Unterricht beiwohnen können, selber aber keinen Unterricht erhalten.

Wichtiger Bestandteil der Arosa Music Academy sind auch die Dozentenkonzerte und die Abschlusskonzerte der Studierenden. Sowohl als Zuhörer als auch als aktive Musiker würden die Studierenden hier wertvolle Erfahrungen sammeln, so Markus Fleck. Damit alle Absolventen die Möglichkeit haben, diese Möglichkeit zu nutzen, wurden vier Abschlusskonzerte durchgeführt.
 

Markus Aellig erhält den Musikpreis 2013

Der Organist der Stadtkirche Thun wird von der Kulturkommission für sein vielseitiges Schaffen geehrt.

Roland Peter / pixelio.de,zvg

Markus Aellig ist seit 1992 Organist in der Stadtkirche Thun. Er organisiert regelmässig Abendmusiken und Orgelmatinées. Im April dieses Jahres konnte er in dieser Reihe ein einmaliges Jubiläum feiern: die 700. Orgelmatinée seit 1997.

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Markus Aellig

Wie die Thuner Medienstelle Mitte August mitteilte, erhielt er seine Ausbildung vom ehemaligen Berner Münsterorganisten Heinrich Gurtner. Aellig schloss die Studien am Konservatorium Bern mit dem Lehrdiplom und dem Höheren Studienausweis ab. Seither hat er sich zu einem Meister seines Fachs weiterentwickelt, der keine musikalischen Grenzen zulässt. In seinen Konzerten in der Stadtkirche Thun pflegt er das gesamte Orgelrepertoire von Barock, Romantik bis Moderne, macht aber auch vor Jazz, Folklore, Pop- und Rockmusik nicht halt. Sowohl mit seinen Eigenkompositionen wie beim Interpretieren anderer Komponisten zieht er in eigenwilligen Variationen und Arrangements das Publikum in Bann.

Weitere Preise gingen an die Kunstgesellschaft Thun, an den Filmmacher Jeshua Dreyfus und die Schriftstellerin Saskia Winkelmann. Die Kulturpreise werden am 14. November im Kultur- und Kongresszentrum Thun verliehen.
 

Orff-Instrumente spielen – nicht schlagen

Micaela Grüner stellt in ihrem Buch 48 Schlaginstrumente und die richtige Spielweise vor.

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«Ich strebte die Aktivierung des Schülers durch Selbstmusizieren, das heisst durch Improvisieren und Entwerfen eigener Musik an. So wollte ich nicht eine Ausbildung an hochentwickelten Kunstinstrumenten, sondern eine solche an vorzüglich rhythmisch orientierten und verhältnismässig leicht erlernbaren, primitiven, körpernahen Instrumenten.» – Carl Orff (1895-1982) war ein Pionier. Sein Schulwerk revolutionierte die Musikpädagogik und brachte neue Ansätze in den Unterricht, weit über das gemeinhin übliche Singen hinaus: «Elementare Musik ist nie Musik allein, sie ist mit Bewegung, Tanz und Sprache verbunden, sie ist eine Musik, die man selbst tun muss, in die man nicht als Hörer, sondern als Mitspieler einbezogen ist.» Seine Gefährtin Gunid Kneetman fügt hinzu: «Diese Einheit (…) ist (…) nur noch bei Kindern vorhanden. Sie ihnen zu erhalten und weiterzuentwickeln ist eine Hauptaufgabe, die sich die Schulwerk-Arbeit gestellt hat.»

In jeder Schule von heute finden sich «Orff-Instrumente». Erfunden hat Carl Orff sie allerdings nicht, weder das Xylofon noch den Schellenkranz. Aber er hat die Schlaginstrumente zusammengestellt für seinen Unterricht, zuerst für seine Studentinnen in ihrer Ausbildung für Gymnastik, Musik und Tanz, dann für den Einsatz mit Kindern. Und genau genommen dürfe der Name «Orff-Instrumentarium» nur für die Stabspiele verwendet werden, die Orff in Zusammenarbeit mit dem Münchner Instrumentenbauer Karl Maendler entwickelte, meint Autorin Micaela Grüner. 48 verschiedene Schlaginstrumente stellt sie in ihrem Buch vor, aufgeteilt in Stabspiele (Glockenspiel, Xylofon), Fellinstrumente (Trommeln), Kleines Schlagwerk (Claves, Triangel, Rasseln) und Erweiterte Orff-Instrumente (Latin Percussion, Boomwhackers). Diese Einteilung ist zwar weder wissenschaftlich (Instrumente geordnet nach dem klingenden Teil) noch besonders unterrichtspraktisch (was man in den Schulzimmern so findet). Aber sie zeigt die Entwicklung des Instrumentariums auf, vom Kern bis zu den Erweiterungen.

In Kapitel 2 werden Handhabung und Spielweise anschaulich beschrieben und illustriert. Das ist gut, denn Schlaginstrumente haben ein Problem: Man schlägt sie, anstatt sie zu spielen. Dabei sind sie genau so klangsensibel wie ein Klavier oder eine Geige. Wo auf dem Fell muss die Hand aufschlagen, damit die Trommel am vollsten klingt? Welcher Schlag entlockt ihr den lautesten Klang, welcher den trockensten? Und wie nimmt man eine Kabassa eigentlich richtig in die Hand, wie hält man eine Guiro? Überhaupt: Wie macht man damit Musik? Das Kapitel 4, «Mit Orff-Instrumenten spielen», bringt Rhythmuslinien und ganze Spielsätze, welche die Klangvielfalt der Schlagzeuge schön aufzeigen. Und es werden viele unterrichtspraktische Spielideen vorgestellt. Orientierungshören im Raum, Klangketten bilden, Wetterspiele und grafische Notation, Trommelgespräche, Texte und Geschichten verklanglichen. Alle diese Anregungen sind gut beschrieben – in Wort, Bild und Ton – und leicht umzusetzen. Besonders interessant: die Tonbeispiele auf der CD mit Kompositionen von Orff selber!Image

Micaela Grüner: Orff-Instrumente – und wie man sie spielt, Ein Handbuch für junge, alte, kleine und grosse Hände, ED 21039, 128 S., mit CD, € 24.95, Schott, Mainz 2011

Ein Hauch von chopinscher Wehmut

Rezension: Die Klavierwerke von Franz Xaver Mozart weisen in die Frühromantik. Karsten Nottelmann hat sie in zwei Bänden im Henle-Verlag neu herausgegeben.

Franz Xaver Mozart. Gemälde von Karl Schweikart, Lemberg, um 1825. Quelle: wikimedia commons

Franz Xaver Wolfgang Mozart (1791–1844) war ein beachtlicher Pianist und Komponist. Ausgebildet unter anderem bei Johann Nepomuk Hummel und Antonio Salieri, verliess er seine Geburtsstadt Wien bereits 1808 in Richtung Galizien, wo er sich in Lemberg (heute Lwiw in der Ukraine) niederliess. Immer schon als «W. A. Mozarts Sohn» gefeiert, setzte er sich auch kompositorisch mit dem Erbe des Vaters auseinander. Dabei sind wohl weniger seine Don-Giovanni-Variationen von Interesse, bei welchen der erst 14-Jährige dem Menuett aus der Oper viel leeres Tastengeklingel zumutet, als vielmehr die Kadenzen und Auszierungen, die er zu einigen Klavierkonzerten seines Vaters schrieb. Harmonik und pianistische Schreibweise sind hier zum Teil bereits sehr von der Frühromantik geprägt.

Musikalisch am überzeugensten ist F. X. Mozart dann (wen wunderts?), wenn er sich nicht an die Musik seines Vaters anlehnt und sich beispielsweise von der Folklore seiner galizischen Umgebung inspirieren lässt. So geschehen in den Polonaises mélancholiques op. 17 und 22. Da weht schon ein Hauch von chopinscher Eleganz und Wehmut…

All diese Werke und vieles mehr (darunter auch zwei «Diabellivariationen») hat der G. Henle-Verlag nun in zwei schön gestalteten und sehr handlichen Bänden herausgebracht.Image

Franz Xaver Mozart: Sämtliche Klavierwerke, Urtext hg. von Karsten Nottelman, Fingersatz von Rolf Koenen; Band 1, HN 958; Band 2, HN 959; je € 22.00, G. Henle, München 2011/12

Sogar Liszt hatte zuwenige Finger dafür

Rezension: Gabriel Faurés überaus komplexe «Ballade» op. 19 ist in der grossformatigen Ausgabe von Christoph Grabowski deutlich besser lesbar.

Foto: WavebreakmediaMicro / Fotolia.com

«Sa complexité formelle, sa densité d’écriture, sa richesse harmonique, sa variété émotionnelle et ses difficultés techniques considérables placent cette composition parmi les plus difficiles du répertoire pianistique du 19e siècle.» Dieses Urteil Philipp Faurés über die Ballade op.19 seines Vaters mag heutzutage etwas übertrieben klingen. Tatsache ist, dass sie zu Gabriel Faurés repräsentativsten und ambitioniertesten Klavierwerken gehört.

Was die pianistischen Schwierigkeiten anbetrifft, hat kein geringerer als Franz Liszt dem Komponisten mit dem ihm eigenen Charme geklagt, mehr Finger habe er nicht. Liszt war es vermutlich auch, der zu einer Umarbeitung riet. Fauré nahm sich diesen Rat offenbar zu Herzen, und so kennt man das Werk heute eher in der Fassung für Klavier und Orchester.
Der Bärenreiter-Verlag hat gut daran getan, die Originalfassung im Grossformat herauszubringen. Faurés komlpex versponnener Klaviersatz ist so doch viel angenehmer zu lesen. Christophe Grabowski hat als Herausgeber nicht nur ein lesenswertes Vorwort, sondern auch anregende Interpretationshinweise aus der Feder von Philipp Fauré und der Pianistin Marguerite Long beigefügt.

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Gabriel Fauré: Ballade op. 19, Urtext hg. von Christophe Grabowski, BA 10841, € 12.95, Bärenreiter, Kassel 2012

Blick in Faurés Werkstatt

Rezension: Eine neue Ausgabe der Violinsonate op. 13 ermöglicht eigene Entscheidungen bezüglich Bindung und Dynamik.

Gabriel Fauré, Ölbild von Ernest Joseph Laurent. Quelle: wikimedia commons

Zu Recht hat der eine halbe Generation ältere Camille Saint-Saëns die1877 erschienene erste Violinsonate von Fauré überschwänglich gelobt: «… und über allem schwebt ein Zauber, … der die Masse der gewöhnlichen Zuhörer dazu bringt, die wildesten Kühnheiten als ganz normale Sache zu akzeptieren …» Sie steht ganz vorne im Repertoire der Konzertierenden. Fauré war 1774 zum Sekretär der Société nationale de musique berufen worden, die sich dem «renouveau» des französischen Musiklebens verschrieben hatte im Wettstreit zur deutschen Instrumentalmusik. Dies steht unter Anderem im interessanten Vorwort dieser Neuausgabe. Der Urtext von Henle vergleicht den Erstdruck von Breitkopf & Härtel mit den autografen Skizzen und zeigt Differenzen in Bindebogen und Dynamik auf, die beim Erarbeiten des Werkes zu erwägen sind; es ist ein Blick in Faurés Werkstatt. Neben der Urtext-Violinstimme steht eine Einrichtung von Igor Ozim zur Verfügung. Ozim sucht die richtigen Farben der Saiten auf und passt die Bogenstriche der Dynamik an. Manchmal verwendet er vorsichtige Saitenwechsel für spannende Intervalle, die expressiver auf einer Saite wirken würden.Image

Gabriel Fauré: Sonate Nr. 1 A-Dur op. 13, Urtext hg. von Fabian Kolb,mit zusätzlicher bezeichneter Violinstimme von Igor Ozim, Partitur und Stimmen, HN 980, € 21.00, G. Henle Verlag, München 2012

Heitere Wehmut

Die Sängerin Esther Ackermann scheint bei diesen Lieder nicht an die Zuhörer zu denken – zur Freude der Zuhörer.

Esther Ackermann. Ausschnitt aus dem CD-Cover

In Südfrankreich mit jüdisch-spanischen Wurzeln geboren, sog die in Genf lebende Sängerin Esther Ackermann in ihrer Kindheit die jüdischen Lieder regelrecht auf, die ihr die Mutter zum Einschlafen sang. So erzählt sie. Fasziniert von der Musikalität der Sprache soll sie mit sieben Jahren ihr erstes Gedicht geschrieben haben. Nun, fast 40 Jahre später, hat sie diese Lieder mit dem Gitarristen Paco Chambi unter dem Titel A la una yo naci eingespielt. Es ist ein kurzes Album mit zwölf Stücken – totale Spielzeit gerade mal 31 Minuten – geworden, auf dem sie mit grosser Zartheit die Kindheit und die jüdische Kultur besingt. Und sie tut es intensiv und konzentriert und mit so kindlicher Lust, als ob sie einfach nur für sich beim Gemüserüsten vor dem Haus unter einem schattigen Baum singen würde. Das schafft eine eindringliche Intimität, die umso mehr berührt, als sie den Zuhörer in eine Welt eintauchen lässt, die Sehnsüchte weckt, ohne in volkstümliche Süsslichkeit zu verfallen. Vielleicht ist es die heitere Wehmut ihrer Lieder, dass daraus eine sehr persönliches Album geworden ist. Es hat, was schöne und gute Musik ausmacht: Sie vermag uns zu berühren.

Die einfachen Lieder werden von einer klassischen Gitarre unaufdringlich und mit viel Gespür in folkloristisch-jazzigem Stil begleitet. Mehr braucht diese Musik nicht. Und so hat man man schnell das Gefühl: Hier musizieren zwei Künstler, denen es nie um technische Aufdringlichkeit und Raffinesse geht, sondern einzig um Ausdruck. Passend dazu ein Glas Wein am Bistrotisch und den Traum, irgendwo nach Süden zu entfliehen. – Zum Glück gibt es für A la una yo naci die Repeat-Taste.

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Esther Ackermann: A la una yo naci. Chant traditionnels Judeo-Espagnols, Disques VDE-Gallo, VDE CD-1369

Karriere

Aufsteigen, umsteigen aussteigen … Wir fragen Menschen am Anfang, in der Mitte und gegen Ende ihres Musikerlebens, was Karriere für sie bedeutet. Wie wird man Leiter eines Jazzfestivals? Und was lernt man an der Graduate School of the Arts?

derbildermann – Fotolia.com
Karriere

Aufsteigen, umsteigen aussteigen … Wir fragen Menschen am Anfang, in der Mitte und gegen Ende ihres Musikerlebens, was Karriere für sie bedeutet. Wie wird man Leiter eines Jazzfestivals? Und was lernt man an der Graduate School of the Arts?

Focus

Einsteigen, aufsteigen, umsteigen
Musikerinnen und Musiker blicken auf ihre Laufbahn.
Ausführliche Interviews

An der Spitze eines grossen Orchesters
Porträt der Dirigentin Marin Alsop  
Online-Reportage: Orquestra Sinfônica do Estado de Sao Paulo

Une carrière de directeurs de festival
Serge et Francine Wintsch
Deutsche Zusammenfassung

«Gesangskarrieren haben eigene Gesetze»
Die Künstleragentin Rita Schütz im Interview

Ein Hybrid zwischen Wissenschaft und Kunst
Doktorieren an der Graduate School of the Arts in Bern

… und ausserdem

CAMPUS

La formation Willems rejoint les HEM

Un stage aux archives musicales
Le fonds Clara Haskil à la BCUL

Rezensionen Unterrichtsliteratur

FINALE

Rätsel Pia Schwab sucht …

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Festivalleiter – eine Karriere im Bluenote-Fieber

Seit 20 Jahren leiten Serge und Francine Wintsch das Festival JazzOnze+ in Lausanne. Wie erleben sie ihre ebenso anstrengende wie anregende Aufgabe?

Foto: mibphotographie.ch
Festivalleiter – eine Karriere im Bluenote-Fieber

Seit 20 Jahren leiten Serge und Francine Wintsch das Festival JazzOnze+ in Lausanne. Wie erleben sie ihre ebenso anstrengende wie anregende Aufgabe?

Es gibt keine Ausbildung für angehende Leiterinnen und Leiter eines Festivals. Die meisten lernen es, während sie schon leidenschaftlich an der Arbeit sind, wie Serge und Francine Wintsch. Ihre Verbundenheit mit ihrem Festival ist eine Art Liebesgeschichte. Mit glänzenden Augen erzählen sie vom Programm, das sie für die diesjährige Ausgabe im Herbst zusammengestellt haben, für vier Abende mit rund zehn Konzerten.

Ihre ersten Karriereschritte waren für die jetzige Aufgabe sehr nützlich: Francine ist gelernte Typografin und war für die Werbung einer grossen Firma zuständig. Serge war Chef eines Architekturbüros, und er ist auch Musiker. Um zu spielen, musste er oft selbst organisieren: Auftrittsmöglichkeit suchen, Mitspieler zusammentrommeln, sich um Honorare und Mahlzeiten kümmern. Als sie sich begegneten, wurden sie ganz selbstverständlich zu einem Duo von «Musikereignis-Fabrikanten». Blieb nur, ein Betätigungsfeld zu finden, das sich bald in der Leitung des Festivals Onze+ auftat. Dieses war von einer Gruppe von Lausanner Musiker zur Förderung zeitgenössischer improvisierter Musik gegründet worden.

Tourneegestaltung

Die Programmgestaltung ist die Schlüsselaufgabe eines Festivaldirektors. Als die Wintschs «ihr» Festival übernahmen, war das Programm radikal. «Wir wollten zwar mit aufregenden und aufstrebenden Künstlern weitermachen, wussten aber auch, dass es bekannte Namen braucht.» Die Lösung ist – wie bei so vielen anderen Festivals – eine Mischung aus sicheren Werten und Experimenten.

Dabei begnügen sich Wintschs nicht mit den Guppen, die ohnehin gerade unterwegs sind. Sie denkten sich ein Idealprogramm aus und stellen nötigenfalls eine Tournee für den gewünschten Künstler zusammen, so dass sich der Auftritt an ihrem Festival bestens einfügt. Manchmal organisieren sie auch eine Vorstellung ausser der Reihe, für die sie eigens Subventionen suchen. Dieses Jahr zum Beispiel eine Hommage à George Gruntz.

Buchhaltung und «Arterhaltung»

Ein Festival organisieren heisst auch Geld auftreiben. Mit einem Budget von einer halben Million ist das JazzOnze+ ein «armes» Festival, das dank einer Truppe von Freiwilligen funktioniert. Wintschs erhalten seit kurzer Zeit eine kleine Entschädigung für ihre Arbeit. Aber was treibt sie an, immer wieder diesen ganzen Aufwand auf sich zu nehmen? «Es ist die Freude, die Musik, die wir lieben, hier zu präsentieren, wo wir leben. Und das Vergnügen, wunderbare Menschen zu treffen.»

Schliesslich gehört auch zur Karriere des Festivalleiters, das Weiterleben seiner Veranstaltung zu sichern. Bei JazzOnze+ erlaubt der freie Eintritt im EspaceJazz, dass auch junge Leute ein Ohr reinstrecken – und des öfteren hängen bleiben. Auf dieser Bühnen hören sie junge Gruppen, deren Musik näher bei aktuellen Trends ist als der Jazz.

www.jazzonzeplus.ch

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