Hans-Georg Hofmann übernimmt Intendanz der Südwestdeutschen Philharmonie

Hans-Georg Hofmann, der im März die künstlerische Leitung des Sinfonieorchesters Basel abgegeben hat, wird Intendant der Südwestdeutschen Philharmonie.

Hans-Georg Hofmann (Bild: Youtube Videostill)

Im September wird die Südwestdeutsche Philharmonie zur «Bodensee Philharmonie» umbenannt, und die Philharmonie bekommt vom Bund 400’000 Euro Exzellenzförderung, schreibt der SWR. Damit könne Hofmann gemeinsam mit seinem Team neue Konzertformate entwickeln. Der Vertrag mit Hofmanns Vorgängerin Insa Pijanka wurde letztes Jahr wegen «gravierender Differenzen» aufgelöst. Ihr wurden in Programmheft-Texten Plagiate nachgewiesen. Zudem entwickelte sich das Defizit des Orchesters unter ihrer Leitung ungünstig.

Die Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz wurde 1932 gegründet. Sie prägt das kulturelle Angebot der Universitätsstadt Konstanz und stellt auch im Konzertleben der Schweiz eine wichtige Grösse dar. Mit über 60 fest angestellten Musikern zählt das Orchester bei über 100 Konzerten pro Jahr rund 80’000 Eintritte.

Der Musikwissenschaftler Hans-Georg Hofmann war von 2002 bis 2012 Dramaturg und Pressesprecher des Kammerorchesters Basel. Von 2008 bis 2014 leitete er überdies das Festival Schweizgenössisch im Radialsystem Berlin.

 

Galindo Quero folgt in Bern auf Dayer

Nach über zwanzig Jahren verlässt Komponist und Dozent Xavier Dayer die Hochschule der Künste Bern (HKB). Seine Nachfolge im Bereich Komposition des Fachbereichs Musik übernimmt Irene Galindo Quero.

Irene Galindo Quero (Bild: HKB/ZVG)

Die 39-jährige spanische Komponistin Irene Galindo Quero wird laut der Mitteilung der HKB ab August den stark international geprägten Studiengang Master of Arts in Music Composition leiten und auch Bachelorstudierende betreuen. Mit ihren inhaltlichen Schwerpunkten sei sie bestens qualifiziert, die Komposition an der HKB in die Zukunft zu führen. Ihre Musik sei stark von Literatur, Sprachwissenschaften und Wahrnehmungstheorien geprägt. Aktuelles Musiktheater stehe ebenfalls im Zentrum ihrer Tätigkeiten.

Irene Galindo Quero hat 2007 ein Kompositionsstudium am Conservatorio Superior Granada bei Pedro Guajardo abgeschlossen. Als Stipendiatin der Alexander von Humboldt Stiftung und La Caixa-DAAD studierte sie Komposition an der Musikhochschule Freiburg bei Cornelius Schwehr und Mathias Spahlinger und absolvierte bis 2014 ein Masterstudium bei Johannes Schöllhorn in Köln.

Ihre Werke wurden von zahlreichen europäischen Ensembles aufgeführt, etwa dem Ensemble Modern, Trio Catch oder dem EnsembleKollektiv Berlin und an renommierten Festivals präsentiert. Galindos Kompositionen wurden mit mehreren Stipendien und Preisen ausgezeichnet, zum Beispiel dem Berlin-Rheinsberger Kompositionspreis (2019) und dem Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart (2023). 2012 verbrachte sie ein halbes Jahr in Mumbai als Artist-in-Residence der NRW Kunststiftung und des Goethe Instituts und lernt seitdem Hindustani-Musik (Sarod) bei Pandit Brij Narayan.

Auch für die Universal Edition beginnt das PDF-Zeitalter

Die Universal Edition bietet in Zukunft ihre digitalen Noten in PDF-Form zum Kauf an. Leihmaterial gibt es nach wie vor nur im Newzik-Format.

(Bild: Universal Edition)

«Aufgrund der sich wandelnden Bedürfnisse» biete der Verlag in Zukunft die digitalen Noten in PDF-Form zum Kauf an. Die Neuerung ermöglicht es, Noten als PDF herunterzuladen und auszudrucken, schreibt der Verlag. Jedes PDF werde mit den individuellen Kaufdaten versehen, um die Rechte und die Arbeit der Urheber zu wahren.

Für Leihmaterial nutzt die Universal Edition nach wie vor Newzik als Partner für Sheet Music Reader Apps. Die Benutzerfreundlichkeit, Funktionalität und Zuverlässigkeit mache Newzik weltweit »zur besten Wahl».

Streaming führt zu weiterem Marktwachstum

Im ersten Halbjahr 2024 ist der deutsche Musikmarkt verglichen mit der gleichen Vorjahresperiode um 7,6 Prozent gewachsen. Physische Tonträger werden immer weniger gefragt.

Umsatzanteile aus dem Musikverkauf im ersten Halbjahr 2024 (Bild: BVMI)

Laut dem Bundesverband Musikindustrie (BVMI) wurden von Januar bis einschliesslich Juni 2024 insgesamt 1,136 Milliarden Euro mit Streams, CDs, Downloads und Vinyl umgesetzt, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 7,6 Prozent (Erstes Halbjahr 2023: 1,056 Milliarden Euro).

Die Nachfrage nach physischen Tonträgern ging dabei um 11,9 Prozent deutlich zurück. Die CD  (minus 22,5 Prozent) trug noch 8,1 Prozent zum Gesamtumsatz bei, Vinyl kam nach einem erneuten Wachstum von 5,4 Prozent auf einen Marktanteil von 5,9 Prozent.

Das physische Geschäft – CDs, Vinyl, DVDs und Singles – trägt nun noch 14,7 Prozent zum Branchenumsatz bei, auf den Digitalmarkt, der 11,9 Prozent hinzugewinnen konnte, entfallen entsprechend 85,3 Prozent. Motor sind hier wie in den vergangenen Jahren nach wie vor die Einnahmen aus dem Audio-Streaming (plus 12,7 Prozent); Downloads gingen um 16 Prozent zurück.

Takács-Nagy wird Partner des St. Paul Chamber Orchestra

Gábor Takács-Nagy, Gründer der Genfer Camerata Bellerive und Professor für Streichquartett an der Haute Ecole de Musique in Genf, wird künstlerischer Partner des in Minnesota beheimateten St. Paul Chamber Orchestras.

Gábor Takács-Nagy (Bild: Youtube-Still)

Der ungarische Dirigent und Geiger Takács-Nagy gilt als einer der authentischsten Vertreter ungarischer Musik. Er spielte als erster Werke des in Bern unterrichtenden Komponisten Sándor Veress ein. 2005 gründete er das Streicher-Ensemble Camerata Bellerive, zugleich das Residenzorchester des Festivals de Bellerive in Genf. 2006 wurde er musikalischer Leiter des Weinberger Kammerorchesters und ein Jahr später des Verbier Festival Kammerorchesters (VFKO).

Das Saint Paul Chamber Orchestra (SPCO) ist ein professionelles Kammerorchester mit Sitz in Saint Paul, Minnesota. In Zusammenarbeit mit fünf künstlerischen Partnern präsentieren die Musiker des Orchesters jedes Jahr mehr als 130 Konzerte und Bildungsprogramme an über 14 Veranstaltungsorten in der Region Minneapolis/St. Paul. Zu den früheren Partnern gehören Joshua Bell, Pierre-Laurent Aimard, Douglas Boyd, Edo de Waart und Roberto Abbado.

Gluck-Gesamtausgabe abgeschlossen

Die Gesamtausgabe der Werke des Opernreformers Christoph Willibald Gluck ist mehr als siebzig Jahre nach dem ersten Band mit 59 Bänden abgeschlossen.

Christoph Willibald Gluck (Gemälde von Joseph Siffred Duplessis)

Mit der Ausgabe liegt laut der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz das gesamte überlieferte Œuvre des epochemachenden Komponisten vor, ergänzt um ein Werk- und Quellenverzeichnis sowie einen Band mit Briefen und Dokumenten.

Nach den ersten Versuchen der  Gluck-Gesellschaft, eine kritisch gesicherte Ausgabe der Werke Glucks herauszugeben, begann Rudolf Gerber 1943 mit den Vorarbeiten zu einer neuen, auf einer umfassenden Quellenforschung und -sammlung basierten Gluck-Gesamtausgabe (GGA). Mit der Übernahme der GGA 1978 in das Akademienprogramm und der Einrichtung des Projekts an der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur war die Finanzierung des Langzeitvorhabens gesichert.

Neben der Arbeitsstelle in Mainz verfügt die GGA seit 2011 über eine weitere am Institut für Musikwissenschaft der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Zudem gibt es seit 1966 eine Gluck-Forschungsstelle in Österreich, die im Fachbereich Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg angesiedelt ist.

Link zur Gesamtausgabe: www.gluck-gesamtausgabe.de

Tod der Schweizer Jazzpianistin Irène Schweizer

Die Schweizer Jazzpianistin Irène Schweizer ist laut einer Mitteilung ihres Labels Intakt Records im Alter von 83 Jahren nach längerer Krankheit verstorben.

Irène Schweizer (Bild: Annamarie Ursula)

Irène Schweizer, geboren 1941 in Schaffhausen, spielte mit 14 Jahren zunächst in einer Dixie-Kapelle, stieg dann aber auf Modern Jazz um. Zunächst war die Freejazz-Bewegung afrikanisch-amerikanischer Prägung ihr Vorbild. Wie kaum eine andere Musikerinnenpersönlichkeit prägte sie  später aber die musikalische Frauenbewegung.

1983 gründete sie die European Women’s Improvising Group. Sie spielte regelmässig mit dem Frauentrio Les Diaboliques mit der britischen Sängerin Maggie Nicols und der französischen Bassistin Joëlle Léandre oder im Duo mit der Zürcher Saxophonistin Co Streiff. 1986 war sie bei der Organisation des ersten Frauen-Jazzfestivals in der Schweiz, dem Canaille-Festival in der Roten Fabrik in Zürich beteiligt.

Irène Schweizer wurde 2018 mit dem Kulturpreis des Kantons Zürich und dem Schweizer Musikpreis ausgezeichnet. 2021 zog sie sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Konzertleben zurück. Nun ist sie nach langer Krankheit im Alter von 83 Jahren gestorben.

Kobekina mit Bernstein-Preis geehrt

Die russische Cellistin Anastasia Kobekina ist im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals mit dem Leonard Bernstein Award geehrt worden. Das Konzert zur Preisverleihung bestritt sie gemeinsam mit dem Kammerorchester Basel.

Anastasia Kobekina (Bild: SHMF/Olaf Malzahn)

Die Jury des Nachwuchspreises lobte Kobekinas Virtuosität und ihren besonderen Ausdruck:  Sie verbinde technisches Können mit Herzenswärme. Überzeugt habe nicht zuletzt «die spielerische Leichtigkeit, mit der sie sich durch verschiedene Stilepochen bewegt».
Der Leonard Bernstein Award ist mit 10’000 Euro dotiert. Frühere Ausgezeichnete sind unter anderem  Lang Lang, Martin Grubinger, Alisa Weilerstein, Krzystof Urbánski, Isata Kanneh-Mason und zuletzt Vivi Vassileva.

Kobekina hatte 2022 in der Schweiz Schlagzeilen gemacht, weil sei von der Kartause Ittingen für ein bereits angekündigtes Konzert kurzfristig ausgeladen wurde, weil sie Russin ist und für die Ittinger Sonntagskonzerte wegen der «Kontroverse um den Auftritt russischer Künstlerinnen und Künstler beim aktuellen Weltgeschehen generell» keine russischen Künstler programmiert würden.

 

Auf dem Weg zur Normalität nach der Coronakrise

Die neuste Werkstatistik «Wer spielte was?» des Deutschen Bühnenvereins zeigt eine deutliche Erholung von der Corona-Krise.

Webbers Starlight Express ist der Abräumer der Saison (Bild: Theaterbilder123/CC, Bochum 2018)

Die Aufführungs- und Publikumszahlen steigen wieder. Die Zahl aller Inszenierungen der Spielzeit stieg in Deutschland auf 6773 (im gesamten deutschsprachigen Theater, Österreich und Schweiz eingeschlossen, auf 7716). Die Zahlen zeigen laut der Neuen Musikzeitung aber auch, dass neue Themen auf den Bühnen verhandelt werden, in erster Linie der Krieg in der Ukraine.

Während das Musiktheater ein Viertel des Publikums von 2018/19 bis 2022/23 verloren habe, seien es im Schauspiel und im Kinder- und Jugendtheater jeweils um die zehn Prozent, schreibt die Neue Musikzeitung weiter. Diese Zahlen entstammen der Werkstatistik, für die 437 Theater aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Daten für die Saison 2022/23 geliefert haben.

Die Zauberflöte ist die meistinszenierte Oper (23 Inszenierungen) vor Hänsel und Gretel (20 Inszenierungen) und Die Hochzeit des Figaro (18 Inszenierungen). Zeitgenössische Oper taucht in den Hitlisten nicht auf. Spartenübergreifend sind die drei Werke mit dem meisten Publikum andere: Das Bochumer Musical Starlight Express (mit 440.497), das Bad Segeberger Freilichtspektakel Winnetou I (mit 430.321) und ARISE Grand Show vom Berliner Friedrichstadt Palast (mit 422.419).

Originalartikel:
https://www.nmz.de/politik-betrieb/musikleben/neue-werkstatistik-202223-postpandemische-erholung

Meyer findet in Lausanne neue Heimat

Der Scala-Intendant Dominique Meyer übernimmt ab sofort die Geschäftsführung des Orchestre de Chambre de Lausanne. Er folgt in dem Amt auf Antony Ernst, der es aus persönlichen Gründen abgibt.

Dominique Meyer (Bild: Franz Johann Morgenbesser)

Der 68-jährige Meyer führt das Teatro alla Scala seit Mai 2020. Sein Amtszeit läuft Ende Februar 2025 aus. Die gegenwärtige italienische Regierung hat mit Blick auf die Leitung von Opernhäusern und anderen kulturellen Einrichtungen eine Altersgrenze von 70 Jahren festgelegt und verfolgt das Ziel, in diesen Führungspositionen nur noch Italiener zuzulassen.

Meyer war von 1994 bis 1999 bereits Leiter des Opernhauses von Lausanne und Mitglied des Stiftungsrats des Orchestre de Chambre de Lausanne. Zu Meyer wird sich im Herbst in der Leitung des Orchesters auch Julie Mestre gesellen, die seit 2020 Generaldirektorin des Orchestre des Pays de Savoie ist. Künstlerischer Leiter des Orchesters ist seit 2021 der französische Geiger Renaud Capuçon.

Deutscher Jazzpreis für HKB-Dozentin Tanrikulu

Cansu Tanrıkulu, die an der Hochschule der Künste Bern (HKB) Gesang unterrichtet, ist mit ihrem Duo-Partner, dem Kontrabassisten Nick Dunston, mit dem SWR Jazzpreis 2024 ausgezeichnet worden.

(Bild: SWR)

Die Jury ehrt Ayse Cansu Tanrıkulu und Nick Dunston als «aussergewöhnliches Duo mit eindrucksvoller künstlerischer Mehrdimensionalität und dynamischer Wucht». Spielerisch virtuos bewegten sich die beiden zwischen Improvisation und Komposition, Noise und Folk, erzählenden Songs und abstrakten Klangtexturen. Die in Ankara geborene Vokalistin Ayse Cansu Tanrıkulu hat in Berlin studiert und unterrichtet seit 2023 an der HKB.

Der SWR Jazzpreis, initiiert von Joachim-Ernst Berendt, ist der älteste Jazzpreis Deutschlands und wird 2024 zum 44. Mal vom Land Rheinland-Pfalz und vom Südwestrundfunk vergeben. Er ist mit 15’000 Euro dotiert. Die letzten Ausgezeichneten waren 2023 Kathrin Pechlof, Harfenistin, 2022: Petter Eldh, Bassist, 2021: Eva Klesse, Schlagzeugerin, 2020: Daniel Erdmann, Saxophonist, 2019: Liz Kosack, Keyboarderin, 2018: Sebastian Gille, Saxophonist, 2017: Christian Lillinger, Schlagzeuger und 2016: Julia Hülsmann, Pianistin.

Wiegand wird Intendant der Münchner Philharmoniker

Florian Wiegand, Konzertchef der Salzburger Festspiele und Dozent im Studiengang Executive Master in Arts Administration der Universität Zürich, wird ab 2025 Intendant der Münchner Philharmoniker.

Florian Wiegand (Bild: Salzburger Festspiele/Marco Borelli)

Die Münchner Philharmoniker sind ein öffentlich finanziertes Sinfonieorchester der Landeshauptstadt München. Es stand zwischen 2015 und 2022 unter der Leitung von Waleri Gergijew. Ab 2026 wird Lahav Shani Chefdirigent. Intendant ist zur  Zeit noch Paul Müller, der zuvor als Intendant der Bamberger Symphoniker amtete.

Wiegand war von 2001 an für das damals neue Konzerthaus Dortmund tätig, wo er eine Chorakademie gründete, die Marketingabteilung aufbaute sowie Sponsoring- und Fundraisingprojekte mitentwickelte. Ab 2005 übernahm er die Leitung des Künstlerischen Betriebsbüros und der Konzertplanung. Er ist Jurymitglied des Herbert von Karajan Young Conductors Award der Salzburger Festspiele und unterrichtet seit 2019 regelmässig im Studiengang Executive Master in Arts Administration an der Universität Zürich.

Publikumspräferenzen bei digitalen Klassik-Events

Ein Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main hat untersucht, ob es verschiedene Publikumstypen für klassische Konzert-Streams gibt, und konnte drei Gruppen identifizieren.

(Bild: Petr Kratochvil/publicdomainpictures.net)

Im Rahmen eines grösseren Forschungsprojekts zur Produktion und Gestaltung digitaler Konzerterlebnisse  befragte das Forschungsteam online  1619 Personen, die klassische Konzert-Streams nutzen. Sie machten Angaben zu ihren soziodemografischen Daten sowie zu ihren Nutzungserfahrungen mit Streaming-Plattformen und ihren Vorlieben bezüglich verschiedener möglicher Produktionsmerkmale digitaler Klassik-Events.

Über die Hälfte gehörte zu den «Digitalkonzert-Enthusiasten». Diese Gruppe ist offen für innovative und vielfältige Konzertfeatures, die die Möglichkeiten der Digitalität voll ausschöpfen, sowie für die Nutzung von Social-Media-Kanälen. Die «Digitalkonzert-Puristen» machten rund ein Drittel aus. Sie bevorzugen traditionelle Konzertmerkmale und On-Demand-Streams. Rund 15 Prozent der Befragten zeigten sich hinsichtlich ihrer Präferenzen eher unentschlossen und wurden entsprechend als «Unentschlossene und weniger Engagierte» bezeichnet.

Die Ergebnisse der Studie sind kürzlich im Fachmagazin The Journal of Arts Management, Law, and Society erschienen. Sie zeigen, dass soziodemografische Merkmale und Musikpräferenzen einen signifikanten, wenn auch schwachen Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu den genannten Publikumsgruppen aufweisen. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass klar voneinander unterschiedene Typen von klassischen Konzert-Streams entwickelt werden sollten, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen.

Originalartikel:
Egermann, H., Siebrasse, A., Weining, C., O’Neill, K., Tröndle, M., & Wald-Fuhrmann, M. (2024). Developing Digital Classical Concert Stream Offerings: A Typology of Audience Preferences. The Journal of Arts Management, Law, and Society, 54(3), 125–141. doi:10.1080/10632921.2024.2347397.

 

Antonio Meneses mit Krebsdiagnose

Der brasilianische Cellist Antonio Meneses, der an der Hochschule der Künste Bern unterrichtet, ist an einer aggressiven Krebsvariante erkrankt. Er hat alle aktuellen Engagements abgesagt.

Antonio Meneses (Bild: KD Hans Adler)

Der 66-jährige Brasilianer hat alle Verpflichtungen, darunter einen Sommerkurs in Siena, abgesagt und seine Lehrtätigkeit aufgegeben. Laut einer auf seinen sozialen Netzwerken veröffentlichten Erklärung wurde bei dem Musiker im Juni ein Glioblastoma Multiforme, ein aggressiver Hirntumor, diagnostiziert. In der Erklärung heisst es, dass der Musiker derzeit in der Schweiz, wo er lebt, palliativmedizinisch betreut wird.

Antonio Meneses‘ internationale Karriere begann 1977 mit dem Gewinn des internationalen Wettbewerbs der ARD in München. 1982 gewann er zudem beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau den 1. Preis und die Goldmedaille. Zwischen 1998 und 2008 war er Mitglied des Beaux Arts Trio. Zusätzlich zu seinen solistischen Auftritten gibt Antonio Meneses regelmässig Meisterklassen in Europa, Amerika und Japan. Seit Oktober 2008 unterrichtet er an der Hochschule der Künste, Bern.

Kanton Waadtland mit neuem Kulturchef

Der Waadtländer Staatsrat hat Michel Vust zum neuen Kulturamtsleiter ernannt. Er tritt die Nachfolge von Nicole Minder an, die in den Ruhestand tritt.

Michel Vust (Bild: ZVG)

Michel Vust leitet seit 2018 die Dienststelle für Kultur der Stadt Biel. Er begann seine Karriere 2002 beim Internationalen Filmfestival Locarno, wo er bis 2009 Kommunikationsaufgaben innehatte. Parallel dazu war er von 2005 bis 2011 Kodirektor des Internationalen Festivals für Fantasy-Filme in Neuchâtel. 2012 wurde er Leiter der Förderung des digitalen Schaffens bei der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, bis er 2018 das Amt in Biel übernahm. Er ist im Vorstand des Forums Kultur und Wirtschaft und im Vorstand der Commission romande de diffusion des spectacles (Corodis).

Der Waadtländer Staatsrat hat Anfang des Jahres beschlossen, das Amt Service des affaires culturelles (SERAC) mit Wirkung vom 1. August 2024 in eine Generaldirektion für Kultur umzuwandeln. Aline Delacrétaz wird die Geschäfte ad interim leiten. Als derzeitige Leiterin der Abteilung Strategische Aufgaben im SERAC wird sie die Aufgabe haben, die Kontinuität des Dienstes während zwei Monaten zu gewährleisten. Vust tritt das Amt ab Oktober an.

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