Churer Kulturraumnetzwerk nimmt Gestalt an

Der Verein «Kulturraumnetzwerk Chur» soll den Mangel an Probe- und Produktionsräumen in der Stadt beheben. Demnächst sollen erste Räume genutzt werden können.

Die Leistungsvereinbarung zwischen der Stadt Chur und dem Kulturraumnetzwerk wurde am 28. Juni 2023 unterschrieben. (Bild: Stadt Chur)

Ende 2017 verabschiedete der Churer Stadtrat die Kulturstrategie 2020 – 2025. Die Strategie sieht als zentrales Element auch die Behebung der dringendsten Mängel an Kulturräumen vor. Als Lösungsvorschlag erarbeitete der Stadtrat das «Zielbild Kulturräume». Er skizziert darin, wie er dem mangelnden Angebot an Proberäumlichkeiten für verschiedene kulturelle Sparten in der Stadt Chur entgegentreten will. Am 21. Juni 2021 wurde das Zielbild vom Gemeinderat zur Kenntnis genommen. Der Stadtrat wurde beauftragt, die Arbeiten voranzutreiben sowie die erforderlichen Mittel in die Budgetprozesse 2022 und Folgejahre aufzunehmen.

Die Umsetzung erfolgte laut der Medienmitteilung der Stadt stufenweise. Nach einem halbjährigen, partizipativen Prozess mit der städtischen Kulturfachstelle und in Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden aller Sparten, wurde im Mai 2022 die entsprechende Dachorganisation in Form des Vereins «Kulturraumnetzwerk Chur» gegründet. Der Verein bezweckt die zentrale Anmietung, Koordination, Organisation und den Betrieb von neuen, zusätzlichen Probe- und Produktionsräumlichkeiten, die an Kulturschaffende der verschiedenen Generationen und Sparten vermittelt und vermietet werden. Im Vordergrund stehen dabei auch der Netzwerkgedanke und die Mehrfachnutzung von einzelnen Räumen durch verschiedene Parteien.

Kulturleitbild 2024–2027 der Stadt Zürich

Der Zürcher Stadtrat legt im Kulturleitbild 2024–2027 seine Schwerpunkte in der Kulturförderung fest. Sie will sich für faire Arbeitsbedingungen, kulturelle Teilhabe und das Schaffen und Sichern von Räumen einsetzen.

Stadthaus Zürich (Bild: Roland Fischer)

Die Stadt Zürich legt «einen Fokus bei fairen und attraktiven Arbeitsbedingungen im Kulturbereich». In der neuen Leitbildperiode wird die Stadt ihre Förderinstrumente vermehrt so konzipieren, dass «möglichst alle Schaffensphasen berücksichtigt werden und dass in geförderten Projekten mindestens die von den Berufsverbänden empfohlenen Gagen und Honorare für Kulturschaffende bezahlt werden».

Die Vielfalt der Bevölkerung in der Stadt bilde sich im Zürcher Kulturbetrieb noch nicht angemessen ab, schreibt die Stadt weiter. Sie arbeite deshalb darauf hin, dass das kulturelle Angebot die Vielfalt der Zürcher Bevölkerung stärker spiegle: im Publikum, aber auch in den geförderten Personen, Projekten und Organisationen.

Die Suche nach bezahlbaren Räumen auf Stadtgebiet bleibt für Zürcher Kulturschaffende eine Herausforderung. Die Stadt setzt sich deshalb ein für mehr Räume für die Produktion und das Erleben von Kultur. Sie will «bestehende Räume sichern, neue schaffen, neue Ansätze erproben und die bisherige Vergabepraxis wo nötig optimieren». Massgebend für die Kulturförderung werde auch die Berücksichtigung des städtischen Klimaziels «Netto‑Null bis 2040».

Mehr Infos:
https://www.stadt-zuerich.ch/content/prd/de/index/ueber_das_departement/medien/medienmitteilungen/2023/juni/230628a.html

Schmidt und Scheidegger realisieren Lachenmann-Uraufführung

In Münchner fand die Uraufführung der dritten Version von Lachenmanns Orchesterwerk «My Melodies» statt. An den elektrischen Gitarren: Stephan Schmidt und Mats Scheidegger.

Von l. nach r.: Scheidegger, Lachenmann, Schmidt (Bild: zVg)

Die Uraufführung fand im Münchner Herkulessaal  statt. Es spielte das Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks unter der Leitung von Matthias Hermann. Da aufgrund einer krankheitsbedingten Absage zwei Tage vor dem Konzert ein Programmteil des Trio Recherche ausfiel, wurden die beiden Gitarristen gebeten, dem Konzertpublikum zusätzlich zur Uraufführung das epochale Werk «Salut für Caudwell» (1977) von Helmut Lachenmann zu präsentieren.

Die äusserst kurzfristige Vorbereitung und Organisation um dieses fast 30-minütige Werk zur Konzertreife zu führen, waren laut der Meldung der Hochschule für Musik Basel ein zusätzliches Abenteuer. Entspannt und glücklich über die gelungenen Darbietungen wirkten der Komponist und die beiden Solisten nach dem Konzert.

Mehr Infos:
https://www.fhnw.ch/de/die-fhnw/hochschulen/musik/aktuelles-hochschule-fuer-musik-basel/wir-gratulieren-stephan-schmidt

 

St. Galler Kunstpreis für Priya Ragu

Der diesjährige Kunstpreis der St.Gallischen Kulturstiftung geht an die Musikerin Priya Ragu. Ein Anerkennungspreis wird an den Kulturjournalisten Peter Surber verliehen.

Priya Ragu (Bld: Youtube-Screeenshot)

Insidern ist die Sängerin aus der Stadt St.Gallen schon längst bekannt. Ragu begeistere «mit einem Mix aus Rhythm and Blues, Soul, Hiphop und traditioneller tamilischer Musik» schreibt der Kanton St. Gallen. 2021 spielte sie auf dem Montreux Jazz Festival und hatte einen Auftritt am Open Air St.Gallen. Mit ihren Songs gehe es ihr darum, Stereotypen infrage zu stellen, wonach sri-lankische Menschen im Wesentlichen allesamt Köche oder Köchinnen, Reinigungskräfte oder Verkäufer und Verkäuferinnen seien, so Ragu. Menschen, auf die man herabblicke. Leute, die man selten beneide oder begehre. Sie sei stolz darauf, wer sie sei. Und ihre Musik zelebriere das.

Peter Surber sei im Kanton St.Gallen und seinen Nachbarkantonen seit vier Jahrzehnten «der Inbegriff eines Kulturjournalisten», schreibt der Kanton weiter. Mit «präzisen, ehrlichen und fundierten Besprechungen, Kommentaren und Interventionen» leiste er bedeutsame Beiträge zum kulturellen Leben.

Die St.Gallische Kulturstiftung hat ihr Stiftungsreglement und auch ihre Vergabe von Preisen überarbeitet und neu konzipiert. Neu werden jährlich die Förderpreise nach im Voraus gewählten Sparten verliehen. Der Kulturpreis heisst neu Kunstpreis, ist mit 25’000 Franken dotiert und zeichnet nach wie vor besondere Leistungen von Kunstschaffenden aller Sparten aus.

Originalartikel:
Kunst- und Anerkennungspreis für Priya Ragu und Peter Surber

Patricia Kopatchinskaja wird Ehrenmitglied der Hartmann-Gesellschaft

Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja ist mit der Ehrenmitgliedschaft der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft ausgezeichnet worden. Sie ist erst die siebente, der diese Ehre zukommt.

Patricia Kopatchinskaja (Foto: Marco Borggreve)

Die Mitglieder der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft beschlossen einstimmig, Patricia Kopatchinskaja für ihre herausragenden Verdienste um das Werk Hartmanns die Ehrenmitgliedschaft im Jahr 2023 zu verleihen. Patricia Kopatchinskaja widme sich «seit vielen Jahren mit Verve und Leidenschaft dem Werk Karl Amadeus Hartmanns und seinem humanitären, humanistischen und weltoffenen Ideal». Insbesondere ihre aussergewöhnlichen Aufführungen von Hartmanns Violinkonzert Concerto funebre wüden in ihrer individuellen Interpretation weltweit zu ergreifenden Ereignissen führen.

Neben den Dirigenten Kirill Petrenko, Ingo Metzmacher und Fabio Luisi, dem Geiger Ingolf Turban, dem Münchener Kammerorchester sowie dem verstorbenen Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez, ist Patricia Kopatchinskaja das siebte Ehrenmitglied der Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft.

Anerkennungspreise der Stadt Chur

Rapper Livio LIV Biondini, Musikproduzent Andrea Geesbeatz Gees, Fagottist Gion Andrea Casanova und die bildende Künstlerin Ines Marita Schärer werden mit dem Anerkennungspreis der Stadt Chur ausgezeichnet.

Rapper LIV und Musikproduzent Geesbeatz (Bild: zVg)

Mit vier Anerkennungspreisen würdigt die Stadt ein mindestens zehnjähriges kulturelles Schaffen, das für Chur und deren engere Umgebung von Bedeutung ist. Zwei davon gehen an den Rapper LIV und den Musikproduzenten Geesbeatz. Ihre Veröffentlichungen tragen Titel wie «Churer Gschichta», «Lacuna» oder «Giacometti». Weiter wird Gion Andrea Casanova, Solofagottist der Kammerphilharmonie Graubünden und Sänger der bekannten Formation «Furbaz» sowie die in Chur und Brüssel lebende Performance-Künstlerin Ines Marita Schärer mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet.

Die Stadt vergibt zudem zwei Förderpreise. Damit werden die Churer Rockband Okto Vulgaris und Val Minnig ausgezeichnet. Minnig schloss vor rund drei Jahren den Master in Fine Arts ab. Sowohl die Anerkennungs-, als auch die Förderpreise sind mit je 4000 Franken dotiert.

Mehr Infos: https://www.chur.ch/aktuellesinformationen/1890989

Basler Regierungsrat gegen Initiative «für mehr Musikvielfalt»

Der baselstädtische Regierungsrat befürchtet bei einer Annahme der Initiative «für mehr Musikvielfalt» negative Konsequenzen und nachteilige Auswirkungen auf die Kulturpartnerschaft mit dem Kanton Basel-Landschaft.

Basler Rathaus (Bild: Pixabay/Hans)

Die Initiative «für mehr Musikvielfalt» will das freie Musikschaffen im Kanton Basel-Stadt pro Jahr mit mindestens einem Drittel des gesamten Förderbudgets im Bereich Musik fördern. Es sollen Beiträge an freischaffende Musikschaffende wie auch Beiträge für Programm-, Spielstätten- und Strukturförderung vergeben werden. Daneben sollen die Vergabeprozesse für das gesamte freie Musikschaffen vereinheitlicht und Förderstrukturen angepasst werden.

Der Regierungsrat ist der Ansicht, dass im Rahmen der Erneuerung der Kulturpartnerschaft mit dem Kanton Basel-Landschaft per 2022 sowie der Umsetzung der Volksinitiative «Trinkgeld-Initiative» bereits Massnahmen eingeleitet wurden, welche die Bedingungen für das freie Musikschaffen im Kanton Basel-Stadt massgeblich verbessern und dem historisch gewachsenen Ungleichgewicht der Genres entgegenwirken. Eine weitere Erhöhung des Kulturbudgets in diesem Zusammenhang lehnt der Regierungsrat ab. Er ist der Ansicht, dass die Auswirkungen der erst kürzlich erhöhten Beiträge abgewartet werden sollen, bevor über weitere Massnahmen entschieden wird.

Mehr Infos:
Kanton Basel-Stadt und Stadt Basel – Regierungsrat empfiehlt die Initiative «für mehr Musikvielfalt» zur Ablehnung

So komplex ist der individuelle Musikgeschmack

Forscherinnen des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) weisen empirisch nach, dass der persönliche Musikgeschmack mit Genres nicht ausreichend beschrieben ist.

Fans desselben Musikgenres können auf Subgenrebene durchaus unterschiedliche Geschmäcker haben. (Bild: MPI für empirische Ästhetik)

Die Forscherinnen befragten in einer repräsentativen Stichprobe mehr als 2000 Personen in Deutschland zu deren Musikgeschmack. In der Auswertung fokussierten sie sich auf die Fans von fünf Genres westlicher Musik – europäische Klassik, elektronische Tanzmusik (EDM), Metal, Pop und Rock – und bezogen erstmals in einer Untersuchung systematisch auch Subgenres mit ein.

Um Nuancierungen gerecht zu werden, entwickelte Seniorautorin Melanie Wald-Fuhrmann, Direktorin am MPIEA, einen speziellen Fragebogen. In diesem sollten die Befragten auch angeben, wie sehr sie die mit den untersuchten Genres verbundenen Substile mochten. Durch die systematische Erfassung der Vorlieben und Abneigungen auf Genre- und Subgenre-Ebene erhielt das Team schliesslich ein differenzierteres Bild des individuellen Musikgeschmacks.

Die Auswertungen ergaben, dass innerhalb von Fangruppen sehr unterschiedliche Untergruppen zu finden sind, die sich anhand ihrer Vorlieben für bestimmte Subgenres unterscheiden. Dabei kristallisierten sich insgesamt fünf Subgruppen heraus: Über alle Fangruppen hinweg können laut Fuhrmann jeweils drei Untergruppen ausgemacht werden, die alle Substile eines Genres ungefähr gleich stark mögen – entweder alle sehr, durchschnittlich oder eher weniger. Zwei weitere Untergruppen differenzieren hingegen: Sie bevorzugen entweder Subgenres, die als «härter» oder anspruchsvoller beschrieben werden können, oder die eher «weicheren», dem Mainstream zuzuordnenden Subgenres.

Originalpublikation:
Siebrasse, A., & Wald-Fuhrmann, M. (2023). You Don’t Know a Person(’s Taste) When You Only Know Which Genre They Like: Taste Differences Within Five Popular Music Genres Based on Sub-Genres and Sub-Styles. Frontiers in Psychology, 14, 1062146. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2023.1062146

«Szene» informiert Schwyzer Kulturschaffende

Die Kulturkommission des Kantons Schwyz will mit einem neuen Informationsmagazin «transparent und umfassend über ihre Aktivitäten und Beschlüsse informieren».

Vor 15 Jahre lancierte die Schwyzer Kulturkommission laut ihrer Medienmitteilung ein Infoblatt in Form eines Leporellos, das optisch in die Jahre gekommen ist. Man habe sich deshalb für ein völlig neues Erscheinungsbild entschieden: frischer, farbiger und im Format eines Magazins, zudem werde anders als heute deutlich mehr mit Bildern und kürzeren Texten gearbeitet. Ein Mix an journalistischen Formen auf 20 Seiten lädt zum Lesen ein und informiert über die Tätigkeit der Kommission.

Die erste Ausgabe, welche einmalig als Promotion allen Zeitungen im Kanton Schwyz beigelegt ist, enthält neben zahlreichen Hinweisen auf aktuelle und künftige Kulturveranstaltungen Beiträge zu den Schultheatertagen der PH Goldau, zum Zentralschweizer Künstleratelier in Berlin sowie eine Reportage über den Einsiedler Filmemacher Franz Kälin.

Positioniert wird «szene», wie das Kulturblatt neu auftritt, künftig als eigenständige Publikation, die Abonnenten kostenlos zugestellt wird und zweimal im Jahr erscheint. Aboanmeldungen sind mit E-Mail an die Adresse «szene@sz.ch» oder per Post an die Kulturkommission Kanton Schwyz, Postfach 2202 in 6431 Schwyz möglich.

Neuer Studiengang «Musik und Szene in Transformation»

Ein neu konzipierter Studiengang der Hochschule für Musik Basel befähigt Studierende ab dem Herbstsemester 2024, ihren individuellen szenisch-performativen Ausdruck zu finden.

Hochschule für Musik Basel (Bild: Weisswert, C. Morin & M. Indermaur)

Der Masterstudiengang richtet sich (vorbehältlich der Genehmigung durch den Fachhochschulrat) an Musik-Studierende mit Bachelorabschluss, die ihre performativen Skills ausloten und erweitern wollen. In einer Community aus Lehrenden, Dozierenden und Coaches aus Choreografie, Regie, Theater und so weiter experimentieren die Studierenden mit ihren eigenen Projekten und suchen nach Formen für neues Musik-Erleben.

Der Studiengang ermöglicht Kontakte zu lokalen und internationalen Institutionen, Festivals und Veranstaltungsorten, die Realisierung eigener szenischer Projekte und vielfältige künstlerischer Erfahrungen. Er versteht sich als «Community von Peers, Mentors und Dozierenden, die Absolventen in der Verwirklichung ihrer individuellen künstlerischen Vision unterstützt».

Mehr Infos: https://www.fhnw.ch/de/studium/musik/musik-und-szene-in-transformation

Sagstad führt Norweger zum Gewinn der Europameisterschaft

Bjørn Sagstad, Dozent für Blasorchesterdirektion an der Hochschule für Musik Basel, ist mit dem norwegischen Ensemble Musikkforeningen Nidarholm beim European Championship for Wind Orchestras Europameister geworden.

Bjørn Sagstad (Bild: FHNW)

Bjørn Sagstad ist seit September 2021 Professor für Blasorchesterdirektion an der Hochschule für Musik Basel FHNW. Er absolvierte die Musikhochschulen in Bergen, Trondheim, Tromsø sowie das Royal Northern College of Music in Manchester und ist Associate Professor für Dirigieren an der Grieg Academy of Music/UiB in Bergen. Er ist auch Kurskoordinator und Mentor für das Maestra-Programm. Maestra ist eine norwegische Initiative zur Förderung von Dirigentinnen.

Der 1924 gegründete Musikverein Nidarholm (Musikkforeningen Nidarholm) hat etwa 75 Mitglieder im Alter zwischen 18 und 60 Jahren, die sich aus Amateuren, Musikstudenten und Profis zusammensetzen. Die Kapelle hat in den letzten zehn Jahren solide Platzierungen bei den norwegischen Landesmeisterschaften erreicht. 2019 gewann er die norwegischen Janitscharen-Meisterschaften, er konnte den Titel im Jahr 2022 verteidigen, nachdem die Aktivitäten während der Pandemie zwei Jahre lang sehr unterschiedlich und manchmal gering waren.

 

Bundesrat lanciert die Diskussion über die Kulturförderung ab 2025

Der Bundesrat will die Kulturförderung neu ausrichten. Er definiert dazu in der Botschaft über die Förderung der Kultur für die Periode 2025–2028 sechs Handlungsfelder.

Lichtshow am Bundeshaus (Bild: Adrian Senn)

Der Bund hat die Covid-Krise zum Anlass genommen, unter Einbezug der Kantone, Städte und Gemeinden sowie der Kulturverbände aller Sparten die Herausforderungen für die Kultur in der Schweiz zu analysieren. Auf der Grundlage dieser Bestandesaufnahme richten das Bundesamt für Kultur (BAK), Pro Helvetia und das Schweizerische Nationalmuseum laut ihrer Medienmitteilung in der neuen Kulturbotschaft die Schwerpunkte ihrer Tätigkeit neu aus. Dazu haben sie sechs Handlungsfelder definiert:

  • Kultur als Arbeitswelt: Der Bund wird einen Beitrag zur angemessenen Entschädigung und sozialen Sicherheit professioneller Kulturschaffender leisten und sich für faire Rahmenbedingungen und Chancengleichheit im Kultursektor einsetzen.
  • Aktualisierung der Kulturförderung: Der Bund setzt auf eine stärkere Berücksichtigung der Arbeitsphasen, welche der Produktion vor- und nachgelagert sind.
  • Digitale Transformation in der Kultur: Der Bund berücksichtigt bei seinen Förderaktivitäten neue digitale und hybride Formate der Produktion, Verbreitung und Vermittlung.
  • Kultur als Dimension der Nachhaltigkeit: Der Bund entwickelt die Strategie für eine hohe Baukultur weiter und trägt zur Bewältigung des Klimawandels, zum Schutz der Biodiversität und zur Förderung erneuerbarer Energien bei. Er ergreift Massnahmen zur Unterstützung der Nachhaltigkeit im Kultursektor und fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt durch einen breiten Zugang zur Kultur, sei es durch die Förderung von Inklusion, neue Formen der kulturellen Teilhabe oder die Stärkung der Amateurkultur.
  • Kulturerbe als lebendiges Gedächtnis: Der Bund setzt sich für eine gesamtschweizerische Initiative zur Wertschätzung und Vermittlung des materiellen, immateriellen und digitalen Kulturerbes der Schweiz ein. Dieses Engagement beinhaltet auch die Förderung des professionellen und ethischen Umgangs mit historisch belastetem Kulturerbe in der Schweiz.
  • Gouvernanz im Kulturbereich: Der Bund setzt sich für mehr Kooperation und Koordination im Kulturbereich sowie mit anderen Bereichen ein, engagiert sich für eine starke Präsenz der Schweiz in der internationalen Kulturpolitik und entwickelt ein Monitoring mit Kennzahlen zum Kultursektor.

Mehr Infos:
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-95623.html

Tod der Komponistin Kaija Saariaho

Die finnische Komponstin Kaija Saariaho ist im Alter von 70 Jahren den Folgen einer Krebserkrankung erlegen.

Kaija Saariaho (Bild: Priska Ketterer)

Kaija Saariaho studierte Komposition in Helsinki, Freiburg (bei Klaus Huber) und Paris, wo sie seit 1982 lebte und am IRCAM forschte. Sie schrieb unter anderem Opern und Vokalwerke, zum Beispiel «Château de  l’âme» (1996), «Oltra mar» (1999) und das Oratorium «La Passion de  Simone», welches das Leben und den Tod der Philosophin Simone Weil schildert.

Saariaho war unter anderem Trägerin des Grawemeyer Award, des Polar Music Prize und des  BBVA Foundation’s Frontiers of Knowledge Award und damit eine der höchstdotierten Komponistinnen ihrer Zeit. 2012 wurde Saariaho zum Ehrenmitglied der International Society for Contemporary Music (ISCM) gewählt.

2022 erklang am Lucerne Festival Saariahos Werk «Vista», interpretiert vom Helsinki Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Susanna Mälkki.

Neues Leitungsduo beim Orchestra della Svizzera italiana

Mit Barbara Widmer und Samuel Flury führt das Orchestra della Svizzera italiana ein neues Modell für die künstlerische und administrative Leitung ein.

Barbara Widmer, Samuel Flury (Bilder: zVg)

Der Stiftungsrat des Orchestra della Svizzera italiana  Barbara Widmer zur künstlerischen Leiterin und Samuel Flury zum administrativen Leiter ernannt. Die Geschäftsleitung hat die Stiftung erfolgreich geführt, nachdem der bisherige künstlerisch-administrative Direktor Christian Weidmann am 1. Oktober letzten Jahres nach etwas mehr als zwei Jahren von seinem Amt zurückgetreten war. Die neue Direktion wird ihr Amt am 1. September antreten.

Barbara Widmer hat nach ihrem Musikstudium und dem Abschluss in Musikwissenschaft und italienischer Literatur an der Universität Zürich einen MAS in Kulturmanagement am Conservatorio della Svizzera italiana erworben. Nach verschiedenen Tätigkeiten im Kulturbereich ist sie seit 2010 für die Fondazione per l’Orchestra della Svizzera italiana tätig, zuerst als künstlerische Assistentin, dann als Leiterin der künstlerischen Produktion. Im Januar 2022 wurde sie zum Mitglied der Direktion der FOSI ernannt. Seit dem 1. Oktober 2022 hat sie das Amt der künstlerischen Leiterin ad interim inne.

Samuel Flury, geboren 1981, stammt aus Schaffhausen und Graubünden und ist in Lugano aufgewachsen, wo er sein Studium in Betriebswirtschaft und Wirtschaftsrecht an der SUPSI abschloss. Er ist seit 2019 bei der Fondazione per l’Orchestra della Svizzera italiana als Leiter Operationen und Finanzen tätig und wurde später zum Vizedirektor ernannt. Seit dem 1. Oktober 2022 hat er die Position des Verwaltungsdirektors ad interim inne. Samuel Flury ist auch Dozent im Masterstudiengang für Wirtschaftsrecht und Wirtschaftskriminalität an der Fachhochschule Südschweiz (SUPSI).

Walliser Kulturpreise gehen an Blatter und Les Concerts du Cœur

Der Schauspieler Roland Vouilloz erhält den Kulturpreis 2023 des Kantons Wallis. Ein Förderpreis geht an den Trompeter Simon Blatter, der Spezialpreis an «Les Concerts du Cœur».

Les Concerts du Cœur (Bild: Héloïse Maret)

Simon Blatter ist 1995 in Brig geboren. Er begann den Trompetenunterricht im Alter von neun Jahren an der Allgemeinen Musikschule Oberwallis. Nach der Musik-Matura am Kollegium Spiritus Sanctus in Brig besuchte er die Kunsthochschule Zürich, und ab 2017 vervollständigte er sein Studium an der Musikhochschule Basel. Er ist Solotrompeter des dänischen Sønderjyllands Symfoniorkesters sowie des finnischen Turku Philharmonic Orchestra. Der Förderpreis ist mit 10’000 Franken dotiert.

Die Isolation durchbrechen indem man in Konzerten und Musik-Workshops Emotionen teilt, dies ist die Aufgabe des Vereins «Les Concerts du Cœur». Der 2017 in Siders von der Sopranistin Laure Barras gegründete Verein bietet musikalische Augenblicke für Personen, die nur schwer Zugang zu Konzertsälen haben, seien dies alte Menschen, Menschen im Spital, mit einer Behinderung oder in Armut.

Die vom Verein «Les Concerts du Cœur» organisierten Aufführungen sind Teil einer umfassenden Kulturvermittlung. Die verschiedenen Elemente der Aufführungen sind für die verschiedenen Kontexte und Besonderheiten des Publikums gedacht. Überdies ist es dem Verein wichtig, talentierten jungen Musikerinnen und Musikern neue Horizonte zu eröffnen, indem er ihnen einen sozialen Aspekt ihres Berufs näherbringt.

 

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